116
(das Haus Turmgasse 12, in dessen Keller sich noch Spuren des alten Tor
ganges befinden, war die Turmwärter-Wohnung,) durchgebrochen wurde. Am
7. Mai 1581 legte der junge Prinz Moritz in Abwesenheit des Vaters den
Grundstein; 1587 war das Tor fertig und trug über der Pforte das Brustbild
sandgraf Wilhelms in Stein ausgehauen, mit der Aufschrift: Wilhelmus Bei
gratia sandgrauius Hassiae ... hoc propugnaculum non ad offensionem vici-
norum sed ad defensionem patriae posteritati exstruxit anno Domini 1587?)
Die meiste Schwierigkeit in baulicher Hinsicht hatte der Ahnaberg be
reitet, da die Wasser des kleinen Flusses wiederholt die Gewölbe einrissen. So
schon 1532 bei der ersten Anlage der Werke. Es war am 8. August abends,
als ein furchtbares Donnerwetter losbrach, sandgraf Philipp war eben mit
seinem Gefolge von der Zapfenburg über die Ahnaberger Brücke herein und
bis aufs Markt geritten, als die Kunde kam, datz die Wasserfluten die Brücke
samt zweien Schieutzen und den Bollwerken zerbrochen hätten. So erzählt
die Congeries und weiter: als der Fürst diesen Schaden besehen und nicht
einen Stein bey dem andern funden, hat er sich verwundert und gesprochen,
der Teuffel hette einen Griff nach ihm getan und doch seiner gefehlet. —
Man half sich, da auch später (1567) noch erheblicher Schaden daselbst an
gerichtet wurde, mit einem Flutgraben. Erst 1573 werden die Kasematten
fertig. 1581 ward der Finkenherd befestigt, und die Neustädter Bastion kann
nicht wohl vor 1585 vollendet gewesen sein, da erst in diesem Jahre durch
die östliche Häuserreihe des Kirchplatzes (Holzmarktes) durchgebrochen wird.
Aus den angeführten Jahreszahlen geht zur Genüge hervor, daß die
Angabe, die neuen Werke seien in sieben Jahren (1552—1559) hergestellt
worden, wie sie sich in Dilichs Chronik (S. 160) und nach ihm bei älteren Hi-
storikern findet, nicht wörtlich zu nehmen ist, wenn auch das innere Ahna
berger Tor das Jahr 1559 als das zeigte, in welchem dieses Tor mit der Be
festigung der Stadt vollendet worden. 1 2 )
Als eine grotze Wohltat wird von der Bevölkerung die Eröffnung des
Neuen Tores empfunden worden sein. Das Zwehrentor, das bis dahin den
Verkehr nach Süden und Westen hin vermittelt hatte, bestand seit dem
Festungsbau eigentlich aus zwei Toren, dem alten, noch jetzt stehenden Turm,
und dem neuen. Der Umbau begann, wie die Jahreszahl am alten Turm
unter dem hessischen Wappen angibt, im Jahre 1554. Der Gang führte 150
1) Schmincke, B. v. C., S. 82 f. Zu deutsch: Wilhelm u. 6. 6. Landgraf zu Hessen
etc. hat dieses Bollwerk nicht zur Bekriegung der Nachbarn, sondern zur Verteidigung
des Vaterlandes der Nachwelt errichtet im Jahre des Herrn 1587.
2) Schmincke, B. u. C., S. 67.