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und kniete zum Gebet vor dem Grabmal seiner Gemahlin Christine nieder,
die ihn bei seiner Rückkehr nicht mehr begrüßen konnte. Sie war am 15. April
1549 aus dem Geben geschieden. Kniend verharrte er auch, als die Gemeinde
tief ergriffen den ambrosianischen Lobgesang anstimmte und bis die Predigt
geendigt war. Am 17. September fand zur Feier der Rückkehr des Gandes-
fürsten ein allgemeines Dankfest statt.
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Eine der ersten Sorgen der beiden Landgrafen, Philipps und seines
Sohnes Wilhelm, war jetzt nach der Rückkehr des ersteren die Herstellung
der demolierten Festungswerke (Abb. Tafel 4, 5, 7, 11). Dieselben erhielten
damals diejenige Gestalt, welche sie bis zu ihrer Schleifung, also über 200
Jahre, gehabt haben, weshalb wir an einer genaueren Beschreibung nicht
vorübergehen dürfen. Der Wiederaufbau begann mit dem Jahre 1552. Die
Bastionen waren die nämlichen wie vor der Schleifung: der Ahnaberg rechts
vom Ahnaberger Tor mit dem Finkenherd jenseits des Mühlgrabens zur
Deckung der bereits bei der Anlage der ersten Werke erbauten Mühle; der
Wilhelmsberg, dem Ausgange der Kastenais gaste gegenüber; der Gießberg,
so benannt nach dem hier gestandenen alten Gießhaus, hinter dem Heumagazin
in der Schäfergasse, wo jetzt das Proviantamtsgebäude (das ehemalige Ka
dettenhaus) steht; der Hohe- oder Totenberg links vom Hohentor, zwischen
Königs- und Mauerstraße; der Zwehrenberg vor dem Zwehrentore auf der
Stelle des Museums. Auch wurde feit 1574 eine sechste Bastion über der Kleinen
Fulda zur Deckung des Schlosses errichtet, der Zuckmantel, mit einer über
höhenden inneren Bastion, einem sogenannten Kavalier, dem Zwickbart.
Dieser Berg hatte seine Tage etwa von da, wo jetzt die katholische Kirche am
Friedrichsplatz steht herwärts zur Kleinen Fulda. Weiter wurde nunmehr
auch die früher nicht vorhandene Brücke von der Auespitze zum Schloß, die
jetzige Löwenbrücke, durch ein Rauelin oder Brückenkopf gedeckt. Besonders
fest endlich war das Neuftädter Tor mit doppelter Bastion, einer inneren und
äußeren, oder Hauptbastion mit vorgelegter Lünette, das in die Mitte der
Heustadt verlegt wurde, während das sogenannte Alte Tor am Ausgang der
Brückenstraße durch ein Außenwerk, eine Art Kaponniere, gesichert wurde,
ob es gleich durch keine Brücke zugänglich war und nur geöffnet wurde, wenn
am anderen Reparaturen stattfanden. Diese Bastionen waren durch kase-
mattierte Wälle verbunden, die gesamten Werke von einem breiten Wasser-
graben umzogen, welchen auf der Altstädter Seite die Drusel speiste, deren
Wasser durch Schleusenwerke zurückgestaut wurde, während der Graben der
Neustadt sich durch einen aus der Gosse hineingeleiteten Wassergang füllte.