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Jungfrauen und Mägde auch nicht mehr sein denn zwölfe. Gefeiert wird,
wie heute noch, zuerst der Hochzeitsabend, den wir als den Polterabend be
zeichnen. Dann kommt andern Tags zu Mittag die Brautsuppe und abends
zeitig „der rechte Jmbs". für je zwei Gäste rechnet man eine Schüssel. Darnach
bemifjt die Ordnung die Zahl der zu ladenden Gäste am Hauptabend auf
hundert, für jeden Gast mehr büßt der Hochzeiter mit zehn Schillingen, und
wer (was häufig genug vorkam) ungeladen hingeht, wird in die doppelte Strafe
genommen. Da werden der Strafgelder viel eingekommen fein, in die sich
der sandgraf (zu zwei Dritteln) mit der Stadt (zu einem Drittel) teilten.
Denn darauf war es bei den Erlassen vielfach abgesehen.
welch ein buntes Bild eine Hochzeit der damaligen farbenfreudigen
Zeit darbot, mag man sich vorstellen, wenn uns Küch an der Hand einer Rech
nung aus 1430 die Tracht des hiesigen Hofgesindes beschreibt. Die vorherr
schende Farbe war grün, mit einem Besatz in den sandesfarben von rot und
weih. Jn den baumwollenen Jacken trug man andersfarbige Ärmel aus Tuch.
Die Röcke wurden aus grauem, auch rotem, weitem und schwarzem Tuch ge
fertigt. Die eng anliegenden Hosen trug man teils aus Tuch, teils gestrickt, in
schwarzer, aber auch roter Farbe, oder beide Beine andersfarbig. Dazu schwarze
oder rote Schuhe. Den Kopf bedeckte man meist mit der Kogel, einer hohen
Tuchmütze aus schwarzem oder rotem Stoff, seltener mit dem Filzhut. Ähnlich
farbig waren die Frauenzimmer bekleidet. Die Hofkapelle, die aber auch zu
den Reigentänzen der Bürgerschaft auf dem Tuchhaus und dem Hochzeits
haus aufspielte, bestand aus zwei Pfeifern, einem Trompeter und einem Po
saunenbläser. Diese Männer standen in des sandgrafen Sold. Daneben aber
kamen auch noch häufig fahrende Spielleute in die Stadt und an den Hof,
Sänger und Sängerinnen, die ihre sieder zur saute vortrugen. Ja selbst in
hiesiger Stadt lebte ein solcher Spielmann, Konrad suternbach genannt, der
bei Hofe sang und einmal sogar dem sandgrafen etliche geschriebene sieder
überreichte. Ob er die selbst gedichtet, wissen wir nicht. Das Honorar von ei
nem Gulden, das er hierfür erhielt, war nicht sehr reichlich und lätzt den Schluß
nicht zu, daß suternbach der Dichter der sieder gewesen sei. Daß sie uns nicht
erhalten find, ist sehr bedauerlich.
Die Zeiten, wo die Fürsten die Spielleute mit Geschenken überhäuften,
waren vorbei, und die Poesie spielte nur eine untergeordnete Rolle im sehen.
Aber daß sudwig ein Freund des Gesanges und der Musik war, unterliegt
keinem Zweifel, und die Rachricht der Chronisten, daß der Dater ihn seiner
Kränklichkeit halber in der Jugend ohne alle feinere Bildung habe aufwachsen
lassen, wird durch seine späteren Neigungen nicht bestätigt. Vielleicht war