Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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willen merkwürdig ist, weil die Stadt damals außer mit zahlreichen Teuer 
pfeilen auch mit Steinkugeln aus Teuerbüchsen, also aus großen Beschützen, 
beschossen wurde. Die verbündeten Türsten, die ihr £ager bei Wehlheiden 
genommen hatten, schritten von der Höhe des Weinberges her zum Angriff, 
weil hier die tiefer gelegene Stadt am günstigsten unter Teuer zu nehmen 
war. Hundert Pfund Büchsensteine und über 500 Teuerpfeile sollen in die 
Stadt geschleudert worden fein. Allein nun bewährte sich die uon Bandgraf 
Heinrich II. schon bei Erbauung der Treiheit gegebene Anweisung, daß die 
Häuser auf der Mauer mit Steinplatten oder Ziegeln gedeckt fein mußten: 
die Teuerpfeile verfingen nicht. Aber die Bürger und die mit ihnen die Mauern 
verteidigten, hielten sich auch tapfer; der Sturm der Teinde, der sich haupt 
sächlich gegen das Zwehrentor richtete, wurde abgeschlagen; dann öffnete sich 
das Tor, und die Bürger fielen den weichenden in den Rücken und jagten sie 
bis in ihr Bager und nach Tliederzwehren hin. Tloch im Jahre 1535 sah Hans 
Wilhelm Kirchhof, der Dichter des wendunmuth, am Wege nach Wehlheiden, 
da wo früher eine Klause, die Emmerichsklause, später auch Emmels- oder 
Emausklause (die Wohnung eines Einsiedlers) genannt, gestanden hatte, sechs 
steinerne Kreuze, ein hohes aus rotem Sandstein, vier ein gut Teil niedri 
ger und ein kleines auf der Stelle, wo ein Herr von Mörs mit vier Knechten 
und einem Jungen zu Tode gestochen worden war. Kirchhof kannte noch 
einen alten Mönch im hiesigen Brüderkloster, Herr Anebold geheißen, dessen 
Großvater mit im Streit gewesen war, und der dies seinem Enkel erzählt 
hatte, und auch daß die von Cassel zwei wagen voll mit Schuhschnäbeln, wie 
solche damals Mode gewesen, nach ihrem Siege heimgefahren hätten. Denn 
diese Spitzen hatten die Feinde vor dem Sturm, „damit sie desto besser steigen 
und bequemer fortgemöcht, abgeschnitten, darbey wol abzunemmen, daß ihr 
ein mächtiger hauff und große gewalt den sturm vorgenommen“. 1 ) 
Die Verbündeten mußten wieder von der wohlbefestigten Stadt ab 
ziehen. Der Erzbischof wandte sich südwärts gegen ßudensberg, das er am 
2. September berannte. Er legte die Stadt in Asche und zwang auch die we- 
nigenburg zur Übergabe, aber der Obernburg wurde er nicht Meister, dank 
der mannhaften Haltung des tapfern Ritters Eckebrecht von Briste, der sie 
verteidigte. Nachdem Adolf noch Hiedenstein, Burg und Stadt, in seine Gewalt 
gebracht hatte, sah Hermann sich genötigt, am 10. September einen Waffen 
stillstand nachzusuchen, der ihm auch gewährt wurde. Er verlor hier die Städte 
Rotenburg, Melsungen und Niedenstein und mußte sich in allem den Be- 
1) H. W. Kirchhofs Wendunmuth, Bd. 2, No. 61, S. 329f.
	        
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