292
Da sagte Zweiäuglein das kürzeste Gebet her, das es wußte,
'Herr Gott, sei unser Gast zu aller Zeit, Amen,' und langte
zu und ließ sichs wohl schmecken. Und als es satt war,
sprach es, wie die weise Frau gelehrt hatte,
'Zicklein, meck,
Tischlein, weg.'
Alsbald war das Tischlein und alles, was darauf stand,
wieder verschwunden. 'Das ist ein schöner Haushalt,' dachte
Zweiäuglein und war ganz vergnügt und guter Dinge.
Abends, als es mit seiner Ziege heimkam, fand es ein
irdenes Schüsselchen mit Essen, das ihm die Schwestern hin
gestellt hatten, aber es rührte nichts an. Am andern Tag
zog es mit seiner Ziege wieder hinaus und ließ die paar
Brocken, die ihm gereicht wurden, liegen. Das erste Mal und
das zweite Mal beachteten es die Schwestern gar nicht, wie
es aber jedesmal geschah, merkten sie auf und sprachen 'es
ist nicht richtig mit dem Zweiäuglein, das läßt jedesmal
das Essen stehen und hat doch sonst alles aufgezehrt, was
ihm gereicht wurde: das muß andere Wege gefunden haben.'
Damit sie aber hinter die Wahrheit kämen, sollte Einäuglein
mitgehen, wenn Zweiäuglein die Ziege auf die Weide trieb,
und sollte achten, was es da vor hätte, und ob ihm jemand
etwa Essen und Trinken brächte.
Als nun Zweiäuglein sich wieder aufmachte, trat Ein
äuglein zu ihm und sprach 'ich will mit ins Feld gehen und
sehen, daß die Ziege auch recht gehütet und ins Futter
getrieben wird.' Aber Zweiäuglein merkte, was Einäuglein
im Sinne hatte, und trieb die Ziege hinaus in hohes Gras
und sprach 'komm, Einäuglein, wir wollen uns hinsetzen,