Full text: Kinder- und Hausmärchen

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äuglein, was weinst du?' Zweiäuglein antwortete 'soll ich 
nicht weinen? weil ich zwei Augen habe wie andere Men 
schen, so können mich meine Schwestern und meine Mutter 
nicht leiden, stoßen mich aus einer Ecke in die andere, wer 
fen mir alte Kleider hin und geben mir nichts zu essen, 
als was sie übrig lassen. Heute haben sie mir so wenig 
gegeben, daß ich noch ganz hungrig bin.' Sprach die weise 
Frau 'Zweiäuglein, trockne dir dein Angesicht, ich will dir 
etwas sagen, daß du nicht mehr hungern sollst. Sprich 
nur zu deiner Ziege 
'Zicklein, meck, 
Tischlein, deck,' 
so wird ein sauber gedecktes Tischlein vor dir stehen und 
das schönste Essen darauf, daß du essen kannst, so viel du 
Lust hast. Und wenn du satt bist und das Tischlein nicht 
mehr brauchst, so sprich nur 
'Zicklein, meck, 
Tischlein, weg,' 
so wirds vor deinen Augen wieder verschwinden.' Darauf 
ging die weise Frau fort. Zweiäuglein aber dachte 'ich 
muß gleich einmal versuchen, ob es wahr ist, was sie ge 
sagt hat, denn mich hungert gar zu sehr,' und sprach 
'Zicklein, meck, 
Tischlein, deck,' 
und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, so stand da 
ein Tischlein mit einem weißen Tüchlein gedeckt, darauf ein 
Teller mit Messer und Gabel und silbernem Löffel, und die 
schönsten Speisen standen rund herum, rauchten und waren 
noch warm, als wären sie erst eben aus der Küche gekommen. 
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