282
forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder hielten gleich das
Männchen fest und zerrten sich so lange mit dem Adler
herum, bis er seine Beute fahren ließ. Als der Zwerg sich
von dem ersten Schrecken erholt hatte, schrie er mit seiner
feinen Stimme konntet ihr nicht säuberlicher mit mir um
gehen? gerissen habt ihr an meinem dünnen Röckchen, daß
es überall zerfetzt und durchlöchert ist, unbeholfenes und
täppisches Gesindel, das ihr seid!' Dann nahm er einen
Sack mit Edelsteinen und schlüpfte wieder unter den Fel
sen in seine Höhle. Die Mädchen waren an seinen Un
dank schon gewöhnt, setzten ihren Weg fort und verrichteten
ihr Geschäft in der Stadt. Als sie beim Heimweg wieder
auf die Heide kamen, überraschten sie den Zwerg, der auf
einem reinlichen Plätzchen feinen Sack mit Edelsteinen aus
geschüttet und nicht gedacht hatte, daß so spät noch jemand
daher kommen würde. Die Abendsonne schien über die
glänzenden Steine, und sie schimmerten und leuchteten so
prächtig in allen Farben, daß die Kinder stehen blieben und
sie betrachteten. Was steht ihr da und habt Maulaffen
feil?' schrie der Zwerg, und sein aschgraues Gesicht ward
zinnoberrot vor Zorn. Er wollte mit seinen Scheltwor
ten fortfahren, als sich ein lautes Brummen hören ließ und
ein schwarzer Bär aus dem Walde heraus trabte. Er
schrocken sprang der Zwerg auf, aber er konnte nicht mehr
zu seinem Schlupfwinkel gelangen, der Bär war schon in
seiner Nähe. Da rief er in Herzensangst 'lieber Herr
Bär, verschont mich, ich will euch alle meine Schätze geben,
seht, die schönen Edelsteine, die da liegen. Schenkt mir das
Leben, was habt ihr an mir kleinem schmächtigen Kerl?