Full text: Kinder- und Hausmärchen

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forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder hielten gleich das 
Männchen fest und zerrten sich so lange mit dem Adler 
herum, bis er seine Beute fahren ließ. Als der Zwerg sich 
von dem ersten Schrecken erholt hatte, schrie er mit seiner 
feinen Stimme konntet ihr nicht säuberlicher mit mir um 
gehen? gerissen habt ihr an meinem dünnen Röckchen, daß 
es überall zerfetzt und durchlöchert ist, unbeholfenes und 
täppisches Gesindel, das ihr seid!' Dann nahm er einen 
Sack mit Edelsteinen und schlüpfte wieder unter den Fel 
sen in seine Höhle. Die Mädchen waren an seinen Un 
dank schon gewöhnt, setzten ihren Weg fort und verrichteten 
ihr Geschäft in der Stadt. Als sie beim Heimweg wieder 
auf die Heide kamen, überraschten sie den Zwerg, der auf 
einem reinlichen Plätzchen feinen Sack mit Edelsteinen aus 
geschüttet und nicht gedacht hatte, daß so spät noch jemand 
daher kommen würde. Die Abendsonne schien über die 
glänzenden Steine, und sie schimmerten und leuchteten so 
prächtig in allen Farben, daß die Kinder stehen blieben und 
sie betrachteten. Was steht ihr da und habt Maulaffen 
feil?' schrie der Zwerg, und sein aschgraues Gesicht ward 
zinnoberrot vor Zorn. Er wollte mit seinen Scheltwor 
ten fortfahren, als sich ein lautes Brummen hören ließ und 
ein schwarzer Bär aus dem Walde heraus trabte. Er 
schrocken sprang der Zwerg auf, aber er konnte nicht mehr 
zu seinem Schlupfwinkel gelangen, der Bär war schon in 
seiner Nähe. Da rief er in Herzensangst 'lieber Herr 
Bär, verschont mich, ich will euch alle meine Schätze geben, 
seht, die schönen Edelsteine, die da liegen. Schenkt mir das 
Leben, was habt ihr an mir kleinem schmächtigen Kerl?
	        
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