Full text: Kinder- und Hausmärchen

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44. 
Schneeweißchen und Rosenrot. 
Eine arme Witwe, die lebte einsam in einem Hüttchen 
und vor dem Hüttchen war ein Garten, darin standen zwei 
Rosenbäumchen: davon trug das eine weiße, das andere 
rote Rosen; und sie hatte zwei Kinder, die glichen den 
beiden Rosenbäumchen, und das eine hieß Schneeweißchen, 
das andere Rosenrot. Sie waren aber so fromm und 
gut, so arbeitsam und unverdrossen, als je zwei Kinder auf 
der Welt gewesen sind: Schneeweißchen war nur stiller und 
sanfter als Rosenrot. Rosenrot sprang lieber in den 
Wiesen und Feldern umher, suchte Blumen und fing Som 
mervögel: Schneeweißchen aber saß daheim bei der Mutter, 
half ihr im Hauswesen, oder las ihr vor, wenn nichts zu 
thun war. Die beiden Kinder hatten einander so lieb, daß 
sie sich immer an den Händen faßten, so oft sie zusammen 
ausgingen: und wenn Schneeweißchen sagte <wir wollen 
uns nicht verlassen,' so antwortete Rosenrot sio lange wir 
leben nicht,' und die Mutter setzte hinzu <was das eine hat, 
solls mit dem andern teilen.' Oft liefen sie im Walde allein 
umher und sammelten rote Beeren, aber kein Tier that 
ihnen etwas zuleid, sondern sie kamen vertraulich herbei; 
das Häschen fraß ein Kohlblatt aus ihren Händen, das Reh 
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