Full text: Kinder- und Hausmärchen

272 
Schneiderlein, 'ich will dich schon zur Ruhe bringen.' Da 
holte es ganz gemächlich, als hält es keine Sorgen, welsche 
Nüsse aus der Tasche, biß sie auf und aß die Kerne. Wie 
der Bär das sah, kriegte er Lust und wollte auch Nüsse 
haben. Das Schneiderlein griff in die Tasche und reichte 
ihm eine Hand voll; es waren aber keine Nüsse, sondern 
Wackersteine. Der Bär steckte sie ins Maul, konnte aber 
nichts aufbringen, er mochte beißen, wie er wollte. '@H,' 
dachte er, 'was bist du für ein dummer Klotz! kannst nicht 
einmal die Nüsse aufbeißen' und sprach zum Schneiderlein 
'mein, beiß mir die Nüsse auf.' 'Da siehst du, was du für 
ein Kerl bist,' sprach das Schneiderlein, 'hast so ein großes 
Maul und kannst die kleine Nuß nicht aufbeißen.' Da 
nahm es die Steine, war hurtig, steckte dafür eine Nuß in 
den Mund und knack, war sie entzwei. 'Ich muß das Ding 
noch einmal probieren,' sprach der Bär, 'wenn ichs so an 
sehe, ich mein, ich müßts auch können.' Da gab ihm das 
Schneiderlein abermals Wackersteine, und der Bär arbeitete 
und biß aus allen Leibeskräften hinein; aber du glaubst 
auch nicht, daß er sie aufgebracht hat. Wie das vorbei war, 
holte das Schneiderlein eine Violine unter dem Rock hervor 
und spielte sich ein Stückchen darauf. Als der Bär die Musik 
vernahm, konnte er es nicht lassen und fing an zu tanzen, 
und als er ein Weilchen getanzt hatte, gefiel ihm das Ding 
so wohl, daß er zum Schneiderlein sprach 'hör, ist das 
Geigen schwer?' 'Kinderleicht, siehst du, mit der Linken 
leg ich die Finger auf und mit der Rechten streich ich den 
Bogen, da gehts lustig, hopsasa, vivallalera!' 'Geigen,' 
sprach der Bär, 'das möcht ich auch verstehen, damit ich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.