266
chen, griff in den Busch, und denk einer, da lag schon
Fiedel und Vogelrohr in Bereitschaft, als wenn sie bestellt
wären. Er gab sie dem Knecht und sprach 'was du dir
immer erbitten wirst, kein Mensch auf der Welt soll dirs
abschlagen?
'Herz, was begehrest du nun?' sprach der Knecht zu
sich selber und zog lustig weiter. Bald darauf begegnete
er einem Juden mit einem langen Ziegenbart, der stand
und horchte auf den Gesang eines Vogels, der hoch oben
in der Spitze eines Baumes saß. 'Gottes Wunder!' rief
er aus, 'so ein kleines Tier hat so eine grausam mächtige
Stimme! wenns doch mein wäre! wer ihm doch Salz auf
den Schwanz streuen könnte!' 'Wenns weiter nichts ist,'
sprach der Knecht, 'der Vogel soll bald herunter sein,' legte
an und traf aufs Haar, und der Vogel fiel herab in die
Dornhecken. 'Geh, Spitzbub,' sagte er zu dem Juden 'und
hol dir den Vogel heraus.' 'Mein,' sprach der Jude, 'laß
der Herr den Bub weg, so kommt ein Hund gelaufen; ich
will mir den Vogel auflesen, weil ihr ihn doch einmal
getroffen habt,' legte sich auf die Erde und fing an sich
in den Busch hinein zu arbeiten. Wie er nun mitten in
dem Dorn steckte, plagte der Mutwille den guten Knecht,
daß er seine Fiedel abnahm und anfing zu geigen. Gleich
fing auch der Jude an die Beine zu heben und in die
Höhe zu springen: und je mehr der Knecht strich, desto
besser ging der Tanz. Aber die Dörner zerrissen ihm den
schäbigen Rock, kämmten ihm den Ziegenbart und stachen
und zwickten ihn am ganzen Leib. 'Mein,' rief der Jude,
"was soll mir das Geigen! laß der Herr das Geigen, ich