237
Schönheit und Tugend erblickte, und ein großes Mahl
wurde angestellt, zu dem alle Leute und guten Freunde ge
beten wurden. Obenan saß der Bräutigam, die Königs
tochter zur einen Seite und die Kammerjungfer zur andern:
aber die Kammerjungfer war verblendet und erkannte jene
nicht mehr in dem glänzenden Schmuck. Als sie nun gegessen
und getrunken hatten und guten Mutes waren, gab der alte
König der Kammerjungfer ein Rätsel auf, was eine solche
wert wäre, die den Herrn so und so betrogen hätte, erzählte
damit den ganzen Verlauf und fragte 'welches Urteils ist
diese würdig?' Da sprach die falsche Braut 'bte ist nichts
Besseres wert, als daß sie splinternackt ausgezogen und in
ein Faß gesteckt wird, das inwendig mit spitzen Nägeln be
schlagen ist: und zwei weiße Pferde müssen vorgespannt
werden, die sie Gasse auf Gasse ab zu Tode schleifen? 'Das
bist du,' sprach der alte König, 'und hast dein eigen Urteil
gefunden und danach soll dir widerfahren.' Und als das
Urteil vollzogen war, vermählte sich der junge König mit
seiner rechten Gemahlin, und beide beherrschten ihr Reich
in Frieden und Seligkeit.