Full text: Kinder- und Hausmärchen

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34. 
Der Arme und der Reiche. 
Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf 
Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, daß er 
eines Abends müde war und ihn die Nacht überfiel, ehe er 
zu einer Herberge kommen konnte. Nun standell auf dem 
Wege vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, das eine 
groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen, 
und gehörte das große einem reichen, das kleine einem 
armen Manne. Da dachte unser Herr Gott 'dem Reichen 
werde ich nicht beschwerlich fallen, bei ihm will ich an 
klopfen.' Der Reiche, als er an seine Thür klopfen hörte, 
machte das Fenster auf und fragte den Fremdling, was er 
suchte? Der Herr antwortete 'ich bitte nur um ein Nacht 
lager.' Der Reiche guckte den Wandersmann an vom Haupt 
bis zu den Füßen, und weil der liebe Gott schlichte Kleider 
trug und nicht aussah wie einer, der viel Geld in der Tasche 
hat, schüttelte er mit dem Kopf und sprach 'ich kann euch 
nicht aufnehmen, meine Kammern liegen voll Kräuter und 
Samen, und sollte ich einen jeden beherbergen, der an meine 
Thüre klopfte, so könnte ich selber den Bettelstab in die Hand 
nehmen. Sucht anderswo ein Auskommen.' Schlug damit 
sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte
	        
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