Full text: Kinder- und Hausmärchen

211 
sie wäre nur dazu da, daß ihr die Stieseln an den Kopf 
geworfen würden, und daß sie von dem goldenen Spinn 
rädchen gar nichts wüßte. 
Als der König zum dritten Mal ein Fest anstellte, da 
ging es nicht anders als die vorigen Male. Der Koch sprach 
zwar 'du bist eine Hexe, Rauhtierchen, und thust immer 
etwas in die Suppe, davon sie so gut wird und dem Kö 
nig besser schmeckt als was ich koche:' doch weil es so bat, 
so ließ er es ans die bestimmte Zeit hingehen. Nun zog 
es sein Kleid au, das wie die Sterne glänzte, und trat da 
mit in den Saal. Der König tanzte wieder mit der schö 
nen Jungfrau und meinte, daß sie noch niemals so schön 
gewesen wäre. Und während er tanzte, steckte er ihr, ohne 
daß sie es merkte, einen goldenen Ring an den Finger, und 
hatte befohlen, daß der Tanz recht lange währen sollte. 
Wie er zu Ende war, wollte er sie an den Händen fest 
halten, aber sie riß sich los und sprang so geschwind unter 
die Leute, daß sie vor seinen Augen verschwand. Sie lief, 
was sie konnte, in ihr Ställchen unter der Treppe: weil 
sie aber zu lange und über eine halbe Stunde geblieben 
war, so konnte sie das schöne Kleid nicht ausziehen, son 
dern warf nur den Mantel von Pelz darüber, und in der 
Eile machte sie sich auch nicht ganz rußig, sondern ein Fin 
ger blieb weiß. Allerleirauh lief nun in die Küche und 
kochte dem König die Brotsuppe und legte, wie der Koch 
fort war, den goldenen Haspel hinein. Der König, als er 
den Haspel auf dem Grunde fand, ließ Allerleirauh wieder 
rufen, da bemerkte er den weißen Finger und sah den Ring, 
den er im Tanze ihr angesteckt hatte. Da ergriff er sie an 
14*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.