192
Pickte an ein paar Brötchen, bis sie herunter rollten, und
als der Hund noch mehr wollte, führte er ihn zu einem
andern und holte ihm noch einmal Brot herab. Wie das
verzehrt war, sprach der Sperling 'Bruder Hund, bist du
nun satt?' 'Ja,' antwortete er, 'nun wollen wir ein bißchen
vor die Stadt gehen.'
Da gingen sie beide hinaus auf die Landstraße. Es
war aber warmes Wetter, und als sie ein Eckchen gegangen
waren, sprach der Hund 'ich bin müde und möchte gerne
schlafen.' 'Ja, schlaf nur,' antwortete der Sperling, 'ich
will mich derweil auf einen Zweig setzen.' Der Hund legte
sich also auf die Straße und schlief fest ein. Während er da
lag und schlief, kam ein Fuhrmann heran gefahren, der hatte
einen Wagen mit drei Pferden, und hatte zwei Fässer Wein
geladen. Der Sperling aber sah, daß er nicht ausbiegen,
wollte, sondern in der Fahrgleise blieb, in welcher der
Hund lag: da rief er 'Fuhrmann, thus nicht, oder ich mache
dich arm.' Der Fuhrmann aber brummte vor sich 'du wirst
mich nicht arm machen,' knallte mit der Peitsche und trieb
den Wagen über den Hund, daß ihn die Räder tot fuhren.
Da rief der Sperling 'du hast mir meinen Bruder Hund
tot gefahren, das soll dich Karre und Gaul kosten.' 'Ja,
Karre und Gaul,' sagte der Fuhrmann, 'was könntest du
mir schaden!' und fuhr weiter. Da kroch der Sperling unter
das Wagentuch und pickte an dem einen Spundloch so lange,
bis er den Spund losbrachte: da lief der ganze Wein heraus,
ohne daß es der Fuhrmann merkte. Und als er einmal hinter
sich blickte, sah er, daß der Wagen tröpfelte, untersuchte
die Fässer und fand, daß eins leer war. 'Ach, ich armer