Full text: Kinder- und Hausmärchen

188 
Männchen 'was giebst du mir, wenn ich dirs spinne?' Mein 
Halsband' sagte das Mädchen. Das Männchen nahm das 
Halsband, setzte sich vor das Rädchen, und schnurr, schnurr 
schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll. Dann steckte 
es eine andere auf, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal 
gezogen, war auch die zweite voll: und so gings fort bis 
zum Morgen, da war alles Stroh versponnen, und alle 
Spulen waren voll Gold. Bei Sonnenaufgang kam schon 
der König, und als er all das Gold erblickte, erstaunte er 
und freute sich: aber sein Herz ward nur noch goldgieriger. 
Er ließ die Müllerstochter in eine andere Kammer voll 
Stroh bringen, die noch viel größer war, und befahl ihr 
das auch in einer Nacht zu spinnen, wenn ihr das Leben 
lieb wäre. Das Mädchen wußte sich nicht zu helfen und 
weinte, da ging abermals die Thüre auf, und das kleine 
Männchen erschien und sprach 'was giebst du mir, wenn ich 
dir das Stroh zu Gold spinne?' 'Meinen Ring von dem 
Finger' antwortete das Mädchen. Das Männchen nahm 
den Ring, fing wieder an zu schnurren mit dem Rade und 
hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold 
gesponnen. Der König freute sich über die Maßen bei dem 
Anblick, war aber noch nicht Goldes satt, sondern ließ die 
Müllerstochter in eine noch größere Kammer voll Stroh 
bringen und sprach 'Me mußt du noch in dieser Nacht ver 
spinnen, gelingt dirs aber, so sollst du meine Gemahlin 
werden.' Wenns auch eine Müllerstochter ist,' dachte er, 
'eine reichere Frau finde ich auf der Welt nicht.' Als das 
Mädchen allein war, kam das Männlein zum dritten Mal 
wieder und sprach 'was giebst du mir, wenn ich dir noch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.