27.
Sneewittchen.
Es war einmal mitten im Winter, und die Schnee
flocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß eine
Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem
Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach
dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den
Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee.
Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah,
dachte sie bei sich 'hätt ich ein Kind so weiß wie Schnee, so
rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen.'
Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß
wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie
Ebenholz, und ward darum das Sneewittchen (Schnee
weißchen) genannt. Und wie das Kind geboren war, starb
die Königin.
Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Ge
mahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und
übermütig und konnte nicht leiden, daß sie an Schönheit
von jemand sollte übertroffen werden. Sie hatte einen
wunderlichen Spiegel, wenn sie vor den trat und sich darin
beschaute, sprach sie