Full text: Kinder- und Hausmärchen

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vor Angst nicht, was sie anfangen sollte. 'Ach, wie wird 
mirs ergehen!' rief sie, 'was wird mein Mann dazu sagen?' 
Sie lief heim und erzählte ihm das Unglück. 'Wer setzt sich 
auch an die Ecke des Marktes mit irdenem Geschirr!' sprach 
der Mann, 'laß nur das Weinen, ich sehe wohl, du bist zu 
keiner ordentlichen Arbeit zu gebrauchen. Da bin ich in 
unsers Königs Schloß gewesen und habe gefragt, ob sie nicht 
eine Küchenmagd brauchen könnten, und sie haben mir ver 
sprochen, sie wollten dich dazu nehmen: dafür bekommst du 
freies Essen.' 
Nun ward die Königstochter eine Küchenmagd, mußte 
dem Koch zur Hand gehen und die sauerste Arbeit thun. 
Sie machte sich in beiden Seitentaschen ein Töpfchen fest, 
darin trug sie nach Haus, was ihr von dem übrig gebliebenen 
zu teil ward, und davon nährten sie sich. Einstmals sollte 
die Hochzeit des ältesten Königssohnes gefeiert werden, da 
ging die arme Frau hinauf, stellte sich vor die Saalthüre 
und wollte zusehen. Als nun die Lichter angezündet waren, 
und immer einer schöner als der andere hereintrat, und alles 
voll Pracht und Herrlichkeit war, da dachte sie mit betrübtem 
Herzen an ihr Schicksal und verwünschte ihren Stolz und 
Übermut, der sie erniedrigt und in so große Armut ge 
stürzt hatte. Von den köstlichen Speisen, die da ein- und 
ausgetragen wurden, warfen ihr die Diener manchmal ein 
paar Brocken zu, die that sie in ihr Töpfchen und wollte sie 
heim tragen. Auf einmal trat der Königssohn heran, war 
in Samt und Seide gekleidet und hatte goldene Ketten 
um den Hals, und als er die schöne Frau in der Thüre 
stehen sah, ergriff er sie schnell bei der Hand und wollte mit
	        
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