Full text: Kinder- und Hausmärchen

162 
so lustig herumspringt?' sprach das Mädchen, nahm die 
Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber 
die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Er 
füllung, und sie stach sich damit in den Finger. 
In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, 
fiel sie auf das Bett nieder, das da stand, und lag in einem 
liefen Schlaf. Und dieser Schlaf verbreitete sich über das 
ganze Schloß: der König und die Königin, die eben heim 
gekommen und in den Saal getreten waren, sanken nieder 
und schliefen ein und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da 
schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die 
Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das 
Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief 
ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, 
der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den 
Haaren ziehen wollte, ließ ihn los und schlief. Und der 
Wind legte sich, und auf den Bäumen vor dem Schloß regte 
sich kein Blättchen mehr. 
Rings um das Schloß aber begann eine Dornenhecke 
zu wachsen, die jedes Jahr höher ward und endlich das 
ganze Schloß umzog und darüber hinaus wuchs, daß gar 
nichts mehr davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf 
dem Dach. Es ging aber die Sage in dem Land von dem 
schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königs 
tochter genannt, also daß von Zeit zu Zeit Königssöhne 
kamen und durch die Hecke in das Schloß dringen wollten. 
Es war aber alle Mühe vergeblich, denn die Dornen, als 
hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jüng 
linge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder los
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.