113
das Beinchen nicht hast, kannst du den Glasberg nicht aus
schließen, und in dem Glasberg da sind deine Brüder.'
Das Mädchen nahm das Beinchen, wickelte es wohl in
ein Tüchlein und ging wieder fort, so lange, bis es an
den Glasberg kam, dessen Thor verschlossen war. Nun wollte
es das Beinchen hervor holen, aber wie es das Tüchlein
aufmachte, so war es leer, und es hatte das Geschenk der
guten Sterne verloren. Was sollte es nun anfangen? seine
Brüder wollte es erretten und hatte keinen Schlüssel zum
Glasberg. Das gute Schwesterchen nahm ein Messer, schnitt
sich ein kleines Fingerchen ab, steckte es in das Thor und
schloß glücklich auf. Als es hinein getreten war, kam ihm
ein Zwerglein entgegen, das sprach 'mein Kind, was suchst
du?' 'Ich suche meine Brüder, die sieben Raben,' ant
wortete es. Der Zwerg sprach 'die Herren Raben sind
nicht zu Haus, aber willst du hier so lang warten, bis sie
kommen, so tritt ein.' Daraus brachte das Zwerglein die
Speise der Raben getragen auf sieben Tellerchen und in
sieben Becherchen, und von jedem Tellerchen aß das Schwe
sterchen ein Bröckchen, und aus jedem Becherchen trank es
ein Schlückchen, in das letzte Becherchen aber ließ es das
Ringlein fallen, das es mitgenommen hatte.
Auf einmal hörte es in der Luft ein Geschwirr und ein
Geweh, da sprach das Zwerglein 'jetzt kommen die Herren
Raben heim geflogen.' Da kamen sie, wollten essen und
trinken, und suchten ihre Tellerchen und Becherchen. Da
sprach einer nach dem andern 'wer hat von meinem Tellerchen
gegessen? wer hat aus meinem Becherchen getrunken? das ist
eines Menschen Mund gewesen.' Und wie der siebente auf
Grimm, Märchen. 8