Eben so wenig ließen sie uns, zu unsrer Erwärmung, das
geringste von ihren Kleidungsstücken zukommen; und
selbst die kärglichen Mundbiffen, die wir erhielten, wurden
uns nur mit Widerwillen und Brummen hingestoßen.
So kamen wir am 1. Januar 1757 an die Küste
von Friesland.
Carl. In Holland, nicht wahr?
Nettelbeck. Richtig, dort mußten wir, um auf
den Lootsen zu warten, vor Anker gehen. Doch es erhob
sich plötzlich ein heftiger Sturm, das Schiff ward vom
Anker getrieben; saß auch, ehe wir uns dessen versahen,
auf einer Bank fest, wo die Sturzwogen unaufhörlich
über das Fahrzeug hinwegrollten und bis hoch an die Ma
sten emporschaumten. Das Schiff war scharf im Kiel ge
baut; so oft daher eine Welle sich verlief, fiel es so tief auf
die Seite, daß die Masten beinahe das Wasser berührten.
Wilhelm. Warum war das Schiff so schlecht ge
baut?
Nettelbeck. Es war nicht schlecht gebaut, sondern
alle Seeschiffe haben einen unten scharf zugehenden Boden,
während die Schiffe, mit denen man auf Flüssen fahrt,
einen platten Boden haben, weil sie nicht so tief gehen
dürfen. In See können sie aber nicht gebraucht werden,
weil sie leicht umschlagen würden. Die Seeschiffe legen
sich nur auf die Seite. Gleichwohl erhielt uns Gottes
Barmherzigkeit, daß wir nicht vom Borde hinweggespült
wurden. Diese ängstliche Lage dauerte wohl vier bis fünf
Minuten, wo endlich eine besonders hohe und mächtige
Welle uns hob und mit sich über die Bank hinüber
schleuderte.