2Z2. Horazischer Lieder
gescheuteste Theil von uns, der doch noch besser
wie das tumme Vieh ist, auö dieser verwünschten
Stadt ausziehen: die Weichlinge und der ver
zagte gemeine Haufe * mögen wie Bärenhäuter
auf ihren unglückseligen Lagern ** immerhin liegen
bleiben. Ihr aber, die ihr noch Herz im Leibe
habet, stellet das weibische Trauren und Weh
klagen *** ein, entfernet euch von hinnen, und
streicht mit vollen Seegeln bey den toscanischen
Küsten vorbey. Die offenbare See, die diese be
glückte Fluren umgiebt, erwartet unser in ihren
Hafen mit frohen Armen: laßt uns demnach nach
dem guten Lande, nach den reichlich gesegneten t
Jnseln unsern Lauf richten: da wo der Erdboden
unbeackert alljährlich Getreide in Ueberstuß zur
Erndte hervorbringt; und wo der Weinstock, oh
ne Schneitelung, immevfort blühet, und seine
Früchte zu rechter Zeit abgiebt: wo sogar ein vom
Oelbaum abgerissener Zweig, der etwa nur zu
Bezeichnung der Grenzen eingesteckt worden, nie
verfehlet auszuschlagen, und Früchte zu zeigen:
und wo Feigenbäume ohne gepfropft zu werden,
allezeit Feigen von vollkommener Reife ausweisen,
mithin ihrem natürlichen Stamme Ehre machen:
woselbst der beste Honig aus hohlen Steineichen
fleußt; wo die Bächlein von der Höhe der Ber
ge und Felsen ff mit angenehmen Brudeln herab
rieseln. Das ist das gute Land, wo die Ziegen
von selbst zum Melkekübel eilen, und wo die liebe
Heerde
* der immer unschlüssig bleibet f camtfd)tn .
** in seinen Schlupflöchern ff durch einen natürlichen
*** über eure verlassene Woh- Wasserfall
nungen