Full text: Beschreibungen und Erläuterungen des Konsuls a.D. Herrn Dr. Knappe zu den von ihm in den Jahren 1885-1889 auf den Inseln der Südsee gemachten ethnographischen Sammlungen

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Komm her stirb, geh' stirb; ich trete auf Dich und 
zerstampfe Dich, ich spitze meinen Speer zu und 
ersteche Dich; Och kämpfe mit Dir, stell Dich. 
Zur Zeit Pflegen die Marschall-Jnsulaner jede ihnen 
unbegreifliche Kraft als durch einen anidj hervorgebracht 
zu bezeichnen z. B. eine Nähmaschine, eine Flinte, ein 
Dampfschiff re. 
Unzählig ist die Menge der ekedjabs. Er ist ver 
körpert in irgend einem Gegenstände der Natur, einem 
Baum, einer Pflanze, einem Riff, einer Bodensenkung und 
dergleichen. Jede Insel und jedes Juselchen hat ihre 
ekedjabs. Den meisten von ihnen werden ein- bis zweimal 
im Jahre Feste gefeiert, die hauptsächlich in großen ge 
meinschaftlichen Schmausereien bestehen. In großen aus 
Kokosblättern geflochtenen Körben werden Speisen zusammen 
getragen, die nach Ausscheiden eines kleinen für den ekedjab 
bestimmten Körbchens wieder vertheilt werden. Ein Häuptling 
setzt das Körbchen höchst demüthig in die See und läßt 
es treiben. Zuweilen bleiben die Speisen auch nur eine 
Zeit lang vor dem ekedjab stehen und der Inhalt wird sodann 
von den Festtheilnehmern selbst verzehrt. Meistens wird 
irgend ein Gebet gesprochen, in welchem um Wachsthum und 
reichliche Nahrung gefleht wird. Ich habe eine ganze Anzahl 
solcher Gebete von vielen Inseln festgestellt und übersetzt. 
An letzter Stelle sind die muniak zu erwähnen. Sie 
sind Menschen von besonders schöner Gestalt, außerordentlich 
seiner Tättowirung mit ungewöhnlich großen Ohrlöchern, 
strammer Haltung und würdigem Gang. Sie leben für 
sich ans einzelnen Inseln der Marschall-Gruppe und sind 
für gewöhnliche Menschen unsichtbar. Würdigt jedoch ein 
mimiak eine Sterbliche seines Umganges so kann sie die 
muniaks selbst und ihre Stadt sehen. Dieselbe Eigenschaft 
haben auch die aus einer solchen Verbindung hervorgegangenen 
Kinder.
	        
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