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Maßnahme, deren schädliche Folgen nicht ausblieben. Auf
Befehl des Landgrafen mußte alle Sole versotten werden.
Um diese Zeit zeigte sich auch ein Rückgang des Absatzes.
Die Vorräte in den Lagerhäusern wuchsen stark an. Die
Verschuldung der Meister mehrte sich 75 . Es war „summum
periculum in mora“ nach dem Bericht der Salzbeamten vom
23. August 1720. Die Konkurrenz anderer inzwischen aus
gebauter Salinen machte sich bemerkbar. Besonders waren
es neben preußischen die sächsischen Salinen, vor allem
Artern, die seit dieser Zeit den ausländischen Absatz des
Soodener Salzes einengten. Um den auswärtigen Vertrieb
zu heben, versuchte die hessische Regierung 1720, Waldeck,
wohin schon zu Lan,dgrafs Moritz Zeiten Soodener Salz
verkauft worden war, als Absatzgebiet zurückzuerobern.
Alan hoffte, dort 750 bis 1000 Pf. jährlich absetzen zu können.
Nach langen Verhandlungen wurde am 11. September des
nächsten Jahres die Einfuhr von Soodener Salz zum Preise
von 1 Rtlr. 10 alb. 8 h. pro Achtel, einschließlich der Koh
len-, Holz- und Meßgelder, nach Waldeck vereinbart. Das
Salz wurde z. T. zu Schiff über Karlshafen, z. T. zu Lande
durch hessische Fuhrleute nach Waldeck gebracht. Erschwert
wurde der Absatz durch das seiner Schärfe wegen beliebte
„holländische“ Salz und durch den Vertrieb von Paderborner
Salz 76 .
In den letzten Regierungsjahren dieses Landgrafen wur
den keine wesentlichen Änderungen mehr eingeführt. Damit
das gelagerte Salz besser trocknete und seinen guten Ruf
behielt, wurden im Oktober 1725 nur 2 Tage in der Woche
(vordem 3 Tage) für das Salzladen festgesetzt. 1726 befahl
der Landgraf den Bau eines weiteren Gradierhauses. 1729
konnte in Anbetracht hinreichender Kohlenvorräte der Ver
kauf der früher bei dem schlechten Zustand der Wege zum
Kohlentransport erforderlichen Esel und Maulesel, deren
Unterhaltung sehr kostspielig war, angeordnet werden 77 .
Unter der Regierung des Landgrafen Karl hatte die Saline
ihre frühere Bedeutung wiedererlangt. Zwei Gesichtspunkte
leiteten den Fürsten; einerseits der fiskalische, möglichst viel
75 Im Okt. 1722 betrug die Schuld der Södermeister für unbezahlte
Sole (d. h. die Winnungsschuld) 47 218 fl. 21 alb. 2 h., mehr als das Zehn
fache der Schuld i. Jahre 1716.
76 M. St.-A., O. St. S., 9108.
77 In einer Akte v. J. 1729 ist v. Arbeiten a. d. Kohlenstraße, die
noch heute für die Verbindung mit den Meißnerdörfern von Bedeutung ist,
die Rede. — Die Oberrentkammer ordnete 1806 an, diesen für die Kohlen
anfuhr wichtigen Fahrweg chausseemäßig auszubauen, was 1806 bis 08
unter einem Geldaufwand v. rd. 1662 Tlr. geschah.