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sächsischen Herzog und förderte das Vorhaben Rennigers, des
44. (!) Künstlers, in jeder Weise 8 .
Die Bauten gingen nicht ungestört vor sich. Große Schwie
rigkeiten machten die Södermeister, die am alten klebten und
in jeder Neuerung eine Gefahr für ihre Existenz sahen. In
der Meinung, privilegierte Ansprüche auf ihre Stellung zu
haben, suchten sie jede Änderung zu hintertreiben oder we
nigstens durch widerspenstiges Benehmen aufzuhalten. So
erschwerten Neid, Mißgunst, Eifersucht und Erbitterung der
Södermeister R.’s Arbeit. In vielen Schreiben an den Land
grafen, in denen er sich u. a. auch beschwerte, daß von eini
gen Meistern seine Kunst an fremde Salinen verraten würde,
suchte und fand R. Schutz vor den Übergriffen der Salinen
arbeiterschaft. Bald gab es bereits 3 Leckwerkskote, in denen
jährlich mit angereicherter Sole etwa 1000 Pfannen gesotten
wurden 9 .
Mit der 1601 begonnenen Anlegung von Gradierhäusern
wurde die Salzerzeugung in ganz neue Bahnen gelenkt. Die
Leckwerke, die in Sooden bis in die 30er Jahre des 18. Jahr
hunderts mit Strohdächern versehen waren, ermöglichten in
folge des durch Luft und Winde verursachten bekannten
Verdunstungsprozesses eine gewaltige Ersparnis an Brenn
materialien. Die durch den Verdunstungsprozeß auf den Gra
dierhäusern angereicherte Sole beanspruchte zur Ausbringung
des Salzes weit weniger Holz und Kohlen als früher. Die Er
sparnis an Brennstoffen ging so weit, daß vom Jahre 1622
bis 1682 (1684?) auf die kostspieligen Scheitholzflöße vom
Seulingswald verzichtet werden konnte 10 . Die Anreicherung
der Sole senkte die Erzeugungskosten infolge der Brand
ersparnis trotz der kostspieligen Unterhaltung der Gradier
werke erheblich. Deshalb hatten die Södermeister, in deren
Koten mit konzentrierter Sole gesotten wurde, eine höhere
Winnung als die Meister, die rohe Sole siedeten, zu ent
richten. Von den sämtlichen Siedungen des Jahres 1610,
nämlich Holz sie düngen: 6874 Pf., Kohlensiedungen: 2247 Pf.,
entfielen z. B. 909 auf solche mit gradierter Sole, für die
p. Pf. 2 fl. 20 alb. über die gewöhnliche Winnung, also 6 fl.
8 K.-Arch.-Naehtr. 4325.
9 1610 entfielen von d. Gesamterzeugung (9121 Pf.) 909 Pf. auf
Siedungen m. Sole, die auf 3 Leckwerken, eins auf der Kreuzwiese vor
Sooden, zwei auf dem „kleinen bruch“, angereichert wurde. (Salzw.-R.
1610.)
10 Sclieuffler, a. a. O. u. K.-Arch.-Nachtr. 4330. Das Gutachten
eines Berghauptmanns v. 30. Okt. 1625 lautete, daß in den mit gradier
ter Sole versehenen Koten mit derselben Menge Holz das Vierfache
von dem in den mit roher Sole versehenen Holzkoten gesotten würde.
(M. St.-A„ O.St. S., 9110.)