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war die Zahl der Einwohner stark zurückgegangen. Hatte
Sooden 1852, also zu einer Zeit, wo das Salzmonopol der
Saline, deren Schwerpunkt immer bei dem inländischen Debit
lag, ein großes Absatzgebiet sicherte, 1152 Bewohner, so
waren es 1900 nur 712. Noch heute ist die Erbitterung über
diese Entwicklung, in deren Verlauf die Saline immer mehr
zu einem Bad ausgebaut wurde, nicht ganz verschwunden 7 .
Doch muß man dem Staat Gerechtigkeit widerfahren lassen.
Es war eine Unmöglichkeit, die Salzgewinnung unter den
ganz veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen aufrechtzu
erhalten. Ein solches Bestreben hätte allen staats- und volks
wirtschaftlichen Grundsätzen Hohn gesprochen, wäre über
haupt unmöglich gewesen. Es kann und darf nicht die Auf
gabe eines Staates sein, Betriebe, deren Weiterführung im
Interesse der Allgemeinheit unangebracht und für die Gesamt
heit der Staatsbürger nachteilig ist, aufrechtzuerhalten. „Denn
dies ist eine Ungerechtigkeit gegen die übrige Bevölkerung,
aus deren Mitteln (Steuern) dann im Grunde der Bergbau
unterhalten bleibt, und eine schlechte Form der Armenunter
stützung. Wenn der Verkauf nicht möglich ist, so muß viel
mehr allen Ernstes das möglichst baldige Einstellen des Be
triebes in Aussicht genommen werden 8 .“
Wo einstmals der Rauch aus den Koten emporstieg und
den Ausblick auf die Höhen der vielgepriesenen Berge des
Werratals durch seine Schwaden verhinderte, wo früher das
laute, buntbewegte Treiben Hunderter von Salzarbeitern und
Fuhrleuten dem Ort das Gepräge gab, stehen jetzt inmitten
des schönsten Teils der stillen und anmutvollen Werraland
schaft in dem von den Häuserreihen gebildeten Ring die in
einem gepflegten Park gelegenen Kurmittelanlagen. Mit der
vom 1. Juli 1930 ab vom preuß. Staatsministerium verfügten
Wiedervereinigung der Orte Allendorf und Sooden zur Stadt
Bad Sooden-Allendorf beginnt eine neue Entwicklung. Die
Zukunftswerte, die das auf eine breitere Basis gestellte Bad
bietet, werden nunmehr ungehindert dem Gemeinwesen zu
gute kommen. Die vergrößerte Einwohnerzahl und verstärkte
Finanzkraft werden von segensreichem Einfluß sein und för
dernd auf die Weiterentwicklung des von der Natur mit
Schönheiten überaus reich ausgestatteten Bades, das mit Recht
als eins der schönsten deutschen Solbäder bezeichnet wird,
einwirken.
Wohl haben die Fragen unserer Zeit einen anderen Inhalt
als die der Vergangenheit, aber darin stimmt die Gegenwart
7 Über d. Entwicklung d. Solbades s. Reccius, a. a. O., S. 97 ff.
8 Ad. Wagner, a. a. O., S. 611 u. 619.