Full text: Die Verfassung der Saline Sooden a. d. Werra seit der sog. ewigen Lokation vom 3. Mai 1586 bis zu ihrem 1866 erfolgten Übergang an Preußen

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war die Zahl der Einwohner stark zurückgegangen. Hatte 
Sooden 1852, also zu einer Zeit, wo das Salzmonopol der 
Saline, deren Schwerpunkt immer bei dem inländischen Debit 
lag, ein großes Absatzgebiet sicherte, 1152 Bewohner, so 
waren es 1900 nur 712. Noch heute ist die Erbitterung über 
diese Entwicklung, in deren Verlauf die Saline immer mehr 
zu einem Bad ausgebaut wurde, nicht ganz verschwunden 7 . 
Doch muß man dem Staat Gerechtigkeit widerfahren lassen. 
Es war eine Unmöglichkeit, die Salzgewinnung unter den 
ganz veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen aufrechtzu 
erhalten. Ein solches Bestreben hätte allen staats- und volks 
wirtschaftlichen Grundsätzen Hohn gesprochen, wäre über 
haupt unmöglich gewesen. Es kann und darf nicht die Auf 
gabe eines Staates sein, Betriebe, deren Weiterführung im 
Interesse der Allgemeinheit unangebracht und für die Gesamt 
heit der Staatsbürger nachteilig ist, aufrechtzuerhalten. „Denn 
dies ist eine Ungerechtigkeit gegen die übrige Bevölkerung, 
aus deren Mitteln (Steuern) dann im Grunde der Bergbau 
unterhalten bleibt, und eine schlechte Form der Armenunter 
stützung. Wenn der Verkauf nicht möglich ist, so muß viel 
mehr allen Ernstes das möglichst baldige Einstellen des Be 
triebes in Aussicht genommen werden 8 .“ 
Wo einstmals der Rauch aus den Koten emporstieg und 
den Ausblick auf die Höhen der vielgepriesenen Berge des 
Werratals durch seine Schwaden verhinderte, wo früher das 
laute, buntbewegte Treiben Hunderter von Salzarbeitern und 
Fuhrleuten dem Ort das Gepräge gab, stehen jetzt inmitten 
des schönsten Teils der stillen und anmutvollen Werraland 
schaft in dem von den Häuserreihen gebildeten Ring die in 
einem gepflegten Park gelegenen Kurmittelanlagen. Mit der 
vom 1. Juli 1930 ab vom preuß. Staatsministerium verfügten 
Wiedervereinigung der Orte Allendorf und Sooden zur Stadt 
Bad Sooden-Allendorf beginnt eine neue Entwicklung. Die 
Zukunftswerte, die das auf eine breitere Basis gestellte Bad 
bietet, werden nunmehr ungehindert dem Gemeinwesen zu 
gute kommen. Die vergrößerte Einwohnerzahl und verstärkte 
Finanzkraft werden von segensreichem Einfluß sein und för 
dernd auf die Weiterentwicklung des von der Natur mit 
Schönheiten überaus reich ausgestatteten Bades, das mit Recht 
als eins der schönsten deutschen Solbäder bezeichnet wird, 
einwirken. 
Wohl haben die Fragen unserer Zeit einen anderen Inhalt 
als die der Vergangenheit, aber darin stimmt die Gegenwart 
7 Über d. Entwicklung d. Solbades s. Reccius, a. a. O., S. 97 ff. 
8 Ad. Wagner, a. a. O., S. 611 u. 619.
	        
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