Kleiner Führer durch Görlitz.
zahlreiche Gesangvereine wie auch die vortreffliche städtische
und Militär-Kapelle fördern das musikalische Leben. Das Stadt-
theater bietet bei sehr guter Rollenbesetzung während sieben
Monaten des Jahres Schauspiel und Lustspiel und in einet
Nachsaison Oper, während die Sommerbühne im Wilhelmtheatei
besonders die Operette pflegt. Auch das leichtere Genre dei
Spezialitäten ist im Reichshallentheater ständig vertreten.
Wanderung durch Görlitz.
Vom Zentralbahnhofe, der in einigen Jahren durch eineh
Umbau erweitert werden soll, gelangt man auf die Bahnhol'
straße zum Halteplatz der Droschken und der elektrischen
Bahn. Hier befinden sich verschiedene Hotels und ebenso nj
der Berlinerstrasse, die, reich an stattlichen Häusern um
glänzenden Läden, ins Innere der Stadt führt. So kommen
wir zum Postplatz, auf dem die wichtigsten Straßen münden
und den das in deutschem Renaissancestil erbaute Postgebäude.
das in Ziegelrohbau errichtete Gebäude .des Landgerichts unc
Amtsgerichts sowie eine Reihe hochragender Privathäuser ent
schließen. In der Mitte des mit Beeten und Bosketts reichg e '
schmückten Platzes erhebt sich ein herrlicher Zierbrunn« 1 ' 1
von Toberentz, 1887 von der Stadt errichtet. Die Broncefign 1 ’-
die das Ganze krönt, stellt die Natur dar, sie ist, wie auch dm
Marmorgestalten an den Ecken des Brunnens, Jäger, Nympb«’-
Fischer und Nixe, von vollendeter Schönheit. An der Bost
vorüber gelangen wir zur Wettersäule und zu der im 15. Jah 1 "
hundert im spätgotischen Stil errichteten Frauenkirche, an de«
sich eigenartige Skulpturen befinden und deren Inneres eine« 1
freundlichen Eindruck macht. Hier, im Brennpunkt des Görlitz 01
Verkehrs, liegt auch, und zwar dicht hinter der Kirche, das
AVilhelmtheater mit hübschem Garten, Wir gelangen nun zum
Marienplatz mit dem Denkmal des 1848 verstorbenen hochver
dienten Oberbürgermeisters Bemiaiti und dem Bicken Tut'* 11
oder Frauenturm. Hier begann noch vor 50 Jahren die eigent
liche Stadt, nach rechts und links zog sich der breite und tief 0
Wallgraben. An der sieben Fuß dicken Mauer des Turms m 1
das Stadtwappen in Stein gehauen. Gegenüber befindet sieb
das Museum der Naturforschenden Gesellschaft mit bedeutenden
Sammlungen, die im Sommer unentgeltlich geöffnet sind; * ,e "
sonders hervorzuheben sind die ethnographische, die zoologisch 0
und die mineralogische Sammlung. Dem Museum gegenüb 01 ’
befindet sich die 1902 vollendete Mädchen-Mittelschule, die nid
der 400 Jahre alten Annenkapelle verbunden ist; der ober 0
Teil der letzteren dient jetzt als Aula, der untere als Turnsaal-
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