Full text: Kasseler Handschriftenschätze

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Kometenbuch 
bewirken usw. Die bekannten Kometen werden namentlich aufgeführt und dann im 
Bild dargestellt. Es sind dies: 
2 r Miles; 8 r Argentum im Zeichen Jupiters; 10 r Aczime aultrement Dominis Aschone (Merkur); 12 r Veru, 
ein Komet aus dem Jahre 69 n. Chr.; 14 r Gebea ou Tenaculum (Luna) aus der Zeit Kaiser Neros; 17 r 
Domina capillorum (Sol); 19 r Pertica orientalis und occidentalis; 21 r Rosa; 23 r Scutella', 27' Aurora oder 
Matuta (Feuer). Dazu die bereits erwähnten zwei Himmelserscheinungen. 
In der Warburg Institute Library in London befindet sich eine Handschrift - vom 
gleichen Schreiber geschrieben, vom gleichen Maler gemalt, im gleichen Jahre 
entstanden, die nach Kap. 5 noch ein weiteres enthält (De la signification des Comettes, 
quand elles apparoissent en chacun signe), auch sonst wohl einige Umstellungen in Text- 
und Bildfolge aufweist, die nur zum Teil daher rühren, daß in unserer Handschrift die 
Seitenanordnung gestört ist. Abgesehen davon, daß wir wie bei dem Agnese- 
Portolanatlas (Nr. 15) einen Eindruck von der fast gewerbsmäßigen Herstellung 
repräsentativer Handschriften dadurch erhalten, daß mehrere nahezu identische Bände 
die gleiche Werkstatt verlassen haben, abgesehen davon also kann man auf diese Weise 
sicherer Abweichungen von einer logischen Anordnung der Texte konstatieren. Die 
Londoner Handschrift, die der Kunst- und Kulturhistoriker Aby Warburg 1918 auf 
einer Auktion kaufte, wurde von der Fachwissenschaft ebenso freudig begrüßt wie die 
schon längst bekannte Kasseler lange zuvor, aber beide lebten ein Eigenleben, obwohl 
sie in Ernst Zinners Verzeichnis der astronomischen Handschriften des deutschen 
Kulturgebietes als die Nummern 6198 und 6199 nebeneinander stehen. Erst in jüngerer 
Zeit wurden die beiden getrennten Brüder miteinander in Beziehung gesetzt. Ein 
bemerkenswerter Punkt! 
Im 5. Kapitel (De l’especiale complexion, couleur, figure, et propre signification d’une 
chacune comette, Bl. 5 V ) geht der Autor auf die Quellen ein, aus denen er Kenntnis von 
Zahl, Art und Einteilung der Kometen hat: 
Ptolemee, au dernier chapitre de son liure, appele De centum verbis . . . 
Von Claudius Ptolemäus (um 100-160 n. Chr.), dem großen griechischen Astronomen, 
habe er die Klassifikation der ersten neun Kometen; den zehnten aus dem Kommentar 
des Haly zu diesem ptolemäischen Werk. Beides hält einer Nachprüfung nicht stand: 
Weder sind in den letzten Kapiteln von Ptolemäus’ Schrift De centum verhis Kometen 
klassifiziert - wohl aber in einem anderen, einem pseudoptolemäischen Text -, noch 
klassifiziert Haly in seinem Kommentar. 
In Wirklichkeit geht der Traktat auf einen anonymen Liber de significatione cometarum 
zurück - zumindest die ersten sechs Kapitel -, der um 1238 in Spanien kompiliert, 
mehrfach abgeschrieben und übersetzt worden ist, auch ins Französische. Er enthält
	        
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