Full text: Kasseler Handschriftenschätze

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Rudolf von Ems: Weltchronik 
Signatur: 2° Ms. theol. 4 
Die Handschrift enthält folgende Texte: 
l ra -266 ra Rudolf von Ems: Weltchronik (mit Ergänzungen); im einzelnen: 
266 ra -283 r 
283 rb -295 rl 
295 r 
295 v 
Klagelied des Bücherschreibers 
Christherrechronik (s.u.) 
Adam und Eva (Adams Klage) 
Rudolf von Ems: Weltchronik (bis zu Elisas Tod) 
Jans Enickel: Weltchronik: Hiob, Nebukadnezar, Alexander, Ezechias 
(l ra ) 
(1 va —18 vb ) 
(18 vb —21 va ) 
(21 va —251 ra ) 
(251 ra -266 ra ) 
Jrb Gereimte Evangelienperikopen für die Fastenzeit 
Philipps Marienleben, v. 6070-8027 (Passionsteil) 
Kolophon (= Schlußrede): Expliciunt Ewangelia et passiones Domini Jesu Christi per 
manus Federicij. Deo gracias. Anno domini Millesimo drecentesimo octuagesimo quinto. 
Primo die decembris (= 1.12.1385). 
Zauberspruch, 16.Jh., rheinfränkische Mundart: Gegen Verrat, Mord und Raub. 
Der Dialekt der Handschrift ist bairisch. Der Schreiber Federicius — so nennt er sich in 
der Schlußschrift auf Bl. 295 rb - hat sich einige ganz grobe Abschreibfehler geleistet; so 
ist schon Vilmar (S. 49) auf den Gedanken gekommen, er sei gar kein Deutscher 
gewesen, wozu auch seine Namensform und der italienische Stil der Miniaturen paßten. 
Auch sein Latein war offenbar nicht eben klassisch. 
Viele Weltchronikhandschriften überliefern zugleich Philipps Marienlehen, dem die 
Evangelien für die Fastenzeit vorangestellt werden. Es ist dies durchaus keine zufällige 
Kombination - weil eben noch Platz war -, sondern eine ganz bewußte Gestaltung in 
formaler und inhaltlicher Hinsicht. Unsere Handschrift ist jedoch aus dieser Überliefe 
rungsreihe herausgehoben, da sie das Marienleben zwar auch enthält, aber in einer nicht 
vollständigen Version, die zu einer ganz anderen, wie man glaubt, ursprünglicheren 
Textgruppe gehört. Vilmar hat 1839 ebenfalls festgestellt, daß Rudolfs Weltchronik 
schon im 13. Jahrhundert mit einer anonymen Christherrechronik — so genannt wegen 
des Texteinganges Crist herre keiser über alle kraft - eine unlösbare Bindung 
eingegangen ist in der Weise, daß wenigstens die originale Christherrechronik, die 
übrigens den gleichen Stoff behandelt wie Rudolfs Werk, nicht mehr in reiner, 
unvermischter Form erhalten ist. Dieses anonyme Geschichtsepos ist dem Landgrafen 
Heinrich dem Erlauchten von Thüringen (1247-1288) gewidmet, Rudolfs Chronik 
dagegen König Konrad IV., dem Staufer. Es gibt verschiedene Grade der Vermischung, 
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