Der Leich
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überliefertes Werk besteht aus dem Leich und rund 230 einstrophigen Sprüchen, die fast
alle im Frau-Ehren-Ton gehalten sind. Damit ist er nach Frauenlob der fruchtbarste
mittelhochdeutsche Spruchdichter.
Mit seiner Spruchdichtung steht er ganz in der Tradition Walthers von der Vogelweide.
Die Gedichte lassen sich klar nach der Thematik: Kirche und Glauben, Minne, Welt,
Politik gliedern. Die hier in unserem Fragment erhaltenen gehören den letzten beiden
Gruppen an.
Wie Walther focht er gegen Papst und kirchliche Anmaßung, ließ allerdings auch Kaiser
Friedrich II. nicht ungeschoren. Er gehörte nicht zu denen, die sich politisches
Wohlverhalten mit klingender Münze bezahlen ließen. Seine nüchtern-lehrhaften
Strophen waren in ihrer gleichförmigen Klarheit für den Meistersang von großer
Bedeutung. Er wurde zu den zwölf alten Meistern gerechnet.
Die sichtbare Seite des Blättchens enthält Teile aus der ersten Hälfte des Leich, aus
Strophe 3, in der Maria besungen wird. Die Verse sind fortlaufend geschrieben, nicht
abgesetzt.
Die ersten beiden lauten
68 des muoz man wol der] Megde iehen (von der Magd sprechen)
69 [unt immer nach ir gnaden Stegen,] (nach ihrer Gnade streben)
70 di got liphaft ze himele nam, (leiblich in den Himmel)
71 der mens[chlich mensche nie bequam (was ein Mensch nie erlangte)
72 (nicht überliefert)
73 Von] erden so was si geborn
74 und wart vogtin ze himele er[korn. (als Herrin im Himmel)