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O, dieses spitzgieblige Häuschen, an welchem
in diesem Moment die umflorten Blicke Aller
hangen, wenn es reden konnte von all' den Seuf
zern, die in seinem Innern erklungen, von all den
Klagen, die an seinen Wänden widerhallten! O, es
weiß zu erzählen von einem vom Geschicke schwer
heimgesuchten Menschenkinde, das sein tiefes Leid
in seinem Innern barg und es nimmer der Mit
welt mitzutheilen vermochte. Niemand ahnte wohl,
was das Herz des, nun zur ewigen Ruhe Ein
kehrenden während langer, langer Jahre gequält
hat. Denn der Außenwelt gegenüber trug Onkel
Feiß eine sorglose Heiterkeit, einen ungebrochenen
Frohsinn zur Schau, um das zu verhüllen, was
seine Seele in ihrer Tiefe belastete. Jetzt hat
auch dieses gequälte Herz Ruhe und wir, wir
dürfen nun der Mitwelt erzählen, was es seit
einem Menschenalter fast in Aufruhr versetzt, was
aber Jeglichem verborgen blieb. Manchem war
es bereits des Oefteren aufgefallen, daß er, wenn
er ehemals znr Abendzeit an dem niedrig gelege
nen Fenster der Wohnung des Onkel Feiß vvr-
überschritt, diesen am Tische sitzend bemerkte, wie
er das stirngefurchte Haupt auf die auf dem
Tische ruhenden Arme stützte und mit den düster
dreinschauenden Angen starr und unbeweglich in's
Leere blickte. Uns kann dies nicht auffällig sein.
Wir wissen es, daß dann nicht sein körperliches
Auge bestimmte Gegenstände gefaßt, sondern daß
sein geistiges Auge Bilder einer längst entschwun-
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