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die mannigfaltigen Obliegenheiten erstrecken würde,
die innerhalb seines amtlichen Pflichtenkreises ge
legen. Onkel Feiß vereinigte schier alle Fähig
keiten eines gewöhnlichen, jüdischen Gemeindebeamten
in sich, wodurch er sich seiner Gemeinde im Laufe
der Jahre ganz unentbehrlich gemacht hatte. Bei
Erledigung der wichtigsten Gemeinde - Angelegen
heiten konnte und mochte man seines Beistandes
nicht entrathen. Würde beispielsweise die hoch
löbliche Gemeindeverwaltung im Winter bei herr
schender grimmiger Kalte im Stande gewesen sein, mit
dem üblichen Aufwands von Zeit und Ansdauer
über das Wohl der Gemeinde zn berathen, wenn
Onkel Feiß nicht für die behagliche Wärme inner
halb „Kohol's Stub'" (Gemeindezimmer) Sorge
getragen hätte? Und wenn in schwülen Sommer-
tagen nach langer, erregter und heißer Debatte die
so beredte Zunge des ersten Vorstehers vor Durst
schier am Gaumen klebte, wer war es da anders,
als wiederum Onkel Feiß, der ihm „das Wasser
reichte?" Wohl nicht mit „Rath", doch aber
mit „That" stand er dem hvchlöblichen Ge-
meindevvrstande treu zur Seite. Er war un
entbehrlich in Freud, wie in Leid. Diese Un
entbehrlichkeit des Onkel Feiß kann man schon
daran ermessen, daß man ihn heute gleich, an
seinem eigenen Beerdignngstage auf's schmerz
lichste vermißt.
Seht, mit welcher Unbeholfenheit der provi
sorische Nachfolger des Onkel Feiß die mächtigen
um