Full text: Auf falschen Pfaden

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weilte noch im Hause. Noch ein einziges Mal 
wollte sie Werner's, dessen Bild in unauslöschlichen 
Zügen ihrem Geiste vorschwebte, in Liebe gedenken. 
Heut noch durfte sie es; morgen aber war es ihr 
als angetrautes Weib eines Anderen nicht mehr 
gestattet. Mit dieser süßen Erinnerung wollte 
sie zugleich ihr erstes Liebesglück für immer be 
graben. — 
Wiederum hatte Sara ihr Kämmerlein anf- 
gesncht, in dem sie so oft schon zuvor in stummer 
Sehnsucht geweilt. Der Mond warf wie ehemals 
sein volles Licht durch das geöffnete Fenster. Der 
nahe See aber leuchtete gar unheimlich; seltsame 
Lichtgestalten schienen über ihn hinznschwebcn. Ein 
banges Gefühl beschlich Sarahs Herz. Ihr Athem 
war schwer, das Herz pochte ungestüm. Eine un 
erträgliche Beklommenheit hatte sich ihrer be 
mächtigt. Ihre Augen starrten wie wild in' die 
Ferne. — 
Da ward plötzlich in der Fensteröffnung eine 
Männergestalt sichtbar, die, der Dasitzenden ein 
Bündel entgegenwerfend, mit zornbebender Stimme 
ausrief: 
„Hier, falsche Jndendirne, nimm das zurück, 
um dessentwillen ich meinen angestaimnten Glauben 
verleugnete!" — 
Kaum hatte Sara die Stimme des Sprechen 
den, der kein anderer war, als Werner, erkannt, 
als sie mit einem gellenden Aufschrei zur Erde 
stürzte. In diesem Augenblicke war Werner hinter-
	        
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