Full text: Auf falschen Pfaden

— 27 — 
tsliuiiet versetzten. Ihre Hände bewegten sich und 
alsbald hatte Werner sie ergriffen mit» sie geküßt. 
„Hermann", stieß sie bebend hervor, „Dn 
wolltest es wirklich, wolltest mich glücklich machen?" 
„Ja, Geliebte, antwortete er, „ich will es; 
ich will die Kluft, die zwischen uns besteht, über 
brücken, — ich will Jude werden! Deiil Glaube 
soll auch fortan der meinige sein. Es wird mir 
dieser Entschluß um so leichter, als ich von meiner 
frühesten Jugend an in jüdischen Häusern gelebt 
habe. Dann werde ich vor Deine Mutter treten 
und sie wird mir gewiß Deine Hand nicht ver 
weigern. Morgen schon werde ich an die Ans- 
führnng meines Entschlusses herantreten. Niemand 
soll es erfahren. Ich werde einen entfernten Ort 
aufsuchen, um mich würdig vorzubereiten, mib als 
Jude kehre ich heim." 
„So bald schon willst Dn Dich von mir 
trennen?" begann jetzt Sara in tieftranrigem Tone, 
„eben erst begann mein süßes Glück, unb morgen 
schon soll es ein Ende nehmen?" 
„Beruhige Dich!" antwortete Werner, „be- 
meistere das Ungestüm Deines Herzens. Es muß 
ja einmal sein, darum: je früher, desto besser. 
Und nun, Geliebte, U'ill ich scheiden, nicht lange 
wird es währen, — — dann komme ich wieder!" 
Bei diesen Worten neigte Sara dem Geliebten 
das Haupt zu; dieser erfaßte es mit seinen Händen 
und drückte seine Lippen auf die der Geliebten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.