gekrönten Schritt getan; aber auch an Kleinigkeiten dachte er, so hatte er
in einem ersten Wäschegeschäft alles zur Unterkleidung Notwendige eingekauft
und Eisenbarth durch seinen Diener bringen lassen. Auch die fertigen An
züge wurden, wie versprochen, am dritten Tag an Bord geliefert und —
wie Eisenbarth mit gerührtem Erstaunen sah — gleichzeitig die quittierte
Rechnung. Er war von dem tiefen Gefühl innigen Dankes durchdrungen,
so zart und fein umsorgt zu werden.
Am Nachmittag des verabredeten Tages begab er sich zu seinem ver
ehrten Doktor nach der Rabenstraße; dieser erkannte den kleinen Lerrn
kaum wieder, so sehr war er durch die elegante, gutsitzende Kleidung ver
ändert. Den Dank wehrte er freundlich ab. In humoristischem Tone sagte
er: „Nun Sie sollen auch die Gründe kennen lernen, die mich veranlaßten,
Sie zu bitten, Ihrem äußeren Menschen ein wenig mehr Aufmerksamkeit
zu schenken. Gestern suchte ich meinen Schul- und Aniversitätsfreund, beit
Professor Dr. Salbach, Direktor des Hamburger botanischen Museums,
auf, ich fragte ihn, ob er nicht eine Stellung für Sie frei hätte. Er ant
wortete mir, daß er allerdings einen tüchtigen Assistenten gebrauchen könne,
der sich aber verpflichten müsse, gelegentlich Reisen ins Ausland zu machen.
Sie erhalten ein Monatsgehalt von 400 Mark, die Reisen mit allen Spesen
werden natürlich extra vergütet. Sind Sie einverstanden? Ich fahre als
dann sofort mit Ihnen zu meinem Freund, um Sie vorzustellen."
Ehe noch Eisenbarth freudig seine selbstverständliche Zustimmung äußern
konnte, trat Ies Jürgen herein und meldete das vorgefahrene Auto.
„Nun kommen Sie rasch!" rief Justus, „mein sehr beschäftigter Freund
erwartet uns in dieser Stunde."
Die Fahrt an der Außenalster, über die Lombardsbrücke und zum
Steintor hinaus dauerte nur zehn Minuten, eine Minute später stand Eisen
barth vor dem ihn freundlich anblickenden Direktor, auf den der bescheidene
kleine Herr offenbar einen sympathischen Eindruck machte. Nach einigem
Lin- und Lerreden, in dem alle Punkte, auch der Eintritt, der sofort nach
der mit Dr. Erich noch anzutretenden Reise, also in etwa zwei Monaten,
erfolgen könnte, besprochen wurden, bemerkte Professor Salbach noch folgendes:
„Glauben Sie nicht, daß Sie die Stellung bloßer Protektion verdanken,
so gern ich auch meinem lieben Freunde, Dr. Erich, einen Gefallen erzeige.
Ihre beste Empfehlung ist Ihre mehrjährige Reise und Arbeitszeit mit
dem unvergeßlichen Dr. zum Felsen, sowie Ihr persönliches Auftreten, das
frei ist von arroganter Selbstüberhebung. And nun, Gott befohlen!"
Die ganze Angelegenheit, von dem Augenblick an, wo Justus seinem
Reisegefährten die erste Mitteilung von der AssistcutensteUung gemacht,
bis zu seiner definitiven Annahme durch Professor Salbach hatte sich in
einer guten halben Stunde abgespielt, so daß Eisenbarth noch ganz be
nommen war, als er mit Justus schon wieder im Auto saß, das auf des
Letzteren Befehl dem Hotel „Hamburger Hof" am Iungfernstieg zusauste.
Schweigend drückte der Glückliche dem Doktor die Land, etwas zu sprechen,
war er außer Stande.
In der prächtigen Lalle des Hotels nahmen die Herren an einem
der von Blattpflanzen umgebenen Tische Platz, Justus bestellte Kaffee und
das Kursbuch, dann sagte er: „Nun lassen Sie sich zu Ihrer neuen Stellung,
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