„Aber der Name eines Menschen hat doch mit seinem Charakter nichts
zu tun."
„Verzeihen Sie, wenn ich behaupte, daß allen Leuten, die Farben
namen tragen, nicht zu trauen ist. Die Roth, Schwarz, Weiß, Braun
sind mir im Leben immer quer gekommen, und ein Jude Grünstein vom
Steinweg in Lamburg hat mich mit einem Äberzieher angeführt, der, wie
ich später herausfand, reine Trödelware war und eine zugenähte Tasche
hatte."
„Nun, da haben Sie mit diesen Farbenleuten eben besonderes Pech
gehabt, das dürfen Sie jedoch keinesfalls verallgemeinern," versetzte Justus
ernst, dann fügte er im freundlichen Plaudertone hinzu: „Jetzt erzählen
Sie mir etwas von Ihrer mysteriösen Längematte; hatten Sie schon häufig
darin geruht?"
„Nein, es war das erste Mal, mir hatte immer die Gelegenheit ge
fehlt, auch wollte ich das von Paraguay mitgebrachte, festverschnürte Paket
eigentlich erst öffnen, wenn ich mal zur Ruhe gekommen war. Als mir
dann der Tod Dr. zum Felsens gemeldet wurde, war mir schon alles gleich,
ich packte aus, schaukelte mich, brach zusammen und machte dadurch Ihre
für mich so unendlich wertvolle Bekanntschaft. Ist das nun Schicksals
fügung oder Zufall, Lerr Doktor?"
„An den letzteren glaube ick nicht, da ist mir der Kausalnexus schon
lieber." Nach einigem Nachsinnen setzte Justus hinzu: „Vielleicht sind
hier zwei Kausaulreihen zusammengelaufen, ich wenigstens kann genau
Schritt für Schritt bis weit zurück die Arsachenkette verfolgen, die mich zur
bestimmten Stunde ins Continental-Lotel führte und das können Sie be
züglich Ihrer Längematte ja auch. — Ganz offen gesagt. Lerr Eisenbarth,
ich wünschte mir einen freundlichen Reisegefährten und" — mit einer leich
ten Verbeugung gegen seinen Gast — „den habe ich ja wohl in Ihnen
gefunden."
Gerührt dankte der kleine Lerr, dann fragte er: „Was haben Sie
nun mit der Längematte vor?"
„Die habe ich bereits in meinem Schlafkabinett aufschlagen lassen,
ich will zur Probe diese Nacht darin schlafen, bin indessen ziemlich sicher,
daß mir nichts geschehen wird, da ich nichts von einem Medium an mir
habe und der Zauber vermutlich erst mit Lilfe eines solchen in Kraft tritt."
„Soll man denn wirklich an Zauberei glauben müssen? sowas gibts
doch gar nicht."
Wir werden ja sehen! Im Äbrigen, wenn mich nicht alles täuscht,
glaube ich in Ihnen einen Mann gefunden zu haben, mit dem ich im
Stande bin, mancherlei okkulte Probleme zu besprechen, Aufklärung zu
bieten und im Austausch der Gedanken selber klarere Anschauungen zu
gewinnen."
Ganz erschrocken sagte Eisenbarth: „Geben Sie sich keiner irrigen
Voraussetzung hin, denn um übersinnliche Dinge habe ich mich bis heute
nie gekümmert, sie sind mir sogar immer etwas unheimlich gewesen."
„Das ist kein Lindernis, lieber Freund, es kommt auf die Veran
lagung dazu an, und die ist unbedingt bei Ihnen vorhanden. Ich möchte
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