Full text: Tlavatli

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und Begierden vielleicht nur deshalb nicht zu unheilvollem Ausbruch ge 
langten, weil die Kraft dazu fehlte. 
Wer bist Du? Was willst Du hier?" herrschte Atzlan den vor ihm 
Stehenden mit tiefer, rauher Stimme an. 
„Ich bin der Herr dieses Schiffes, ich komme, um mich nach Deinem 
Befinden zu erkundigen", war die ruhige Antwort. 
„Wenn Du der Herr bist, warum hast Du verboten, daß Deine 
Leute mit mir reden?" 
„Ich habe nichts verboten, sie verstehen Deine Sprache nicht." 
„Du aber doch! Wo kommt ihr her? 
„Ich kann Dir das Land unmöglich nennen. Du würdest es nicht 
kennen." 
„Lasse die törichten Reden! Ich kenne die ganze bewohnte Erde, und 
vom Mond werdet ihr wohl nicht stammen", entgegnete Atzlan spöttisch. 
„Also, woher seid ihr?" 
„Wie lange, glaubst Du wohl, hast Du Dich in dem seht untersee 
ischen Tempel befunden?" gegenfragte Justus gleichfalls im Tone leichten 
Spotts. 
„Wie kann ich das wissen? Waren es Tage oder selbst einige Wochen?!" 
„Zehntausend Jahre sind seit dem Antergang von Rmoahala vergangen." 
„Das lügst Du!" 
„Es liegt kein Grund vor. Dich zu belügen." 
Atzlans Gesicht verzerrte sich zu einer greulichen Fratze. Verflucht!" 
stieß er keuchend hervor. „And all die Zeit soll ich nur den einen Gedanken 
„Tlavatli" gehabt haben? — Wo ist sie? Fandest Du sie noch am Leben?" 
„Sie lebt und befindet sich bei guter Gesundheit hier auf meinem 
Schiffe." 
„Führe mich zu ihr! oder besser noch, bringe sie sofort her zu mir!" 
„Das werde ich nicht tun, Tlavati wünscht keine Begegnung mit Dir." 
„Vermessener, Du wagst es, ungehorsam zu sein? Augenblicklich ge 
horche!" Er hob drohend die Land und richtete die gespreizten Finger 
gegen Justus. 
Dieser hatte sekundenlang das unangenehme, prickelnde Gefühl, als 
ob er elektrisiert werde, es verschwand sofort, als er sich straff aufrichtend 
zu Atzlan sprach: Du irrst, wenn Du glaubst. Befehle erteilen zu dürfen; 
ich sagte Dir schon einmal, daß i ch der Lerr dieses Schiffes bin." 
Der Atlantier mochte erschrocken sein, hier mit magischer Kraft nichts 
ausrichten zu können, die Glut seiner Augen erlosch, hilflos fiel er in tue 
Kissen des Bettes. Sein elendes, totkrankes Aussehen erbarmte Justus, 
Mitleid wallte in ihm auf, freundlich bemerkte er: „Du bist kränker, als 
Du glaubst, erhole Dich erst, dann werden tvir weiter miteinander sprechen." 
Darauf ging er. Dem Kapitän schärfte er nochmals ein, gut Wacht zu 
halten, den Gefangenen — so konnte man ihn wohl nennen — auf keinen 
Fall aus dem Lazarett herauszulassen. Iahn wurde beauftragt, für kräftiges 
Essen Sorge zu tragen. Justus wollte sich in keiner Weise einen Vorwurf 
machen können, mochte dann alles kommen, wie es kommen mußte. Lang 
sam schritt er dem Salon zu, er lächelte darüber, daß er zweimal energisch 
betont hatte, der Schiffsherr zu sein. Aber es war gut so, denn nur er
	        
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