„Warum nicht? Was soll daraus werden?"
„Nun, jedenfalls eine Äeirat."
Ies Jürgen schwenkte seinen Besen mit energischer Gebärde. „So,
meinen Sie? Lieber Äerr Eisenbarth, Sie verstehen aber wenig oder gar
nichts von unseren deutschen Behörden, das nehmen Sie mir bitte nicht
übel! Glauben Sie denn, daß Sie sich in Deutschland verheiraten können,
wenn Sie keine Papiere haben? And nun frage ich Sie bloß, wo soll
diese Indianerin Tauf- und Impfschein und alle die vielen andern Papiere
herhaben, wo sie doch nackt wie'n neugeborenes Kind an Bord gewunden ist?"
Eisenbarth leuchtete das ein. „Ja, das weiß ich auch nicht, doch über
lassen wir das dem Lerrn Doktor." Damit stieg er aufs Oberdeck, wo
Ies Jürgen, jetzt wieder ganz schweigsamer, geschulter Diener, ihm den
Kaffee vorsetzte. Er mußte ihn heute allein trinken, denn erst zwei Stunden
später erschien der Doktor mit seiner Dame.
Die frische Morgenluft nach schwüler Nacht schien beiden angenehm
zu sein, zärtlich blickten sie sich an und lachten viel, denn der Kaffee schmeckte
Tlavatli nicht, sie machte ein krauses Gesicht. Da ließ Justus Schokolade
für sie bringen, die mochte sie. Nachher lud er sie zu einer Spazierfahrt
in der Pinasse ein. Die lag noch außenbords, hatte in zwanzig Minuten
genügend Dampfdruck und war zur Abfahrt bereit, wie Ies Jürgen meldete.
Die beiden fuhren allein, Justus lehrte sie das Steuer führen, er selber
bediente die Maschine. Tlavatli freute sich kindlich über alles. Zuerst ging's
nach dem Zylinder, den Tlavatli mehrere Male geschickt umsteuerte, dann
fuhren sie weit in die See hinaus. Er saß meistens neben ihr, und des
Äerzens und Küssens war kein Ende; der Abglanz unendlichen Glücks
lag auf Justus' edlem Antlitz. Nach mehrstündiger Fahrt, als die Kohlen
bereits ausgehen wollten, kehrten sie zur Äammonia zurück.
Am Nachmittag wurde abermals eine Fahrt nach dem Zylinder unter
nommen, doch fuhren dieses Mal auch Eisenbarth, Ies Jürgen und Zam-
phiropolos mit. Justus beabsichtigte, dem Tempel einen Besuch abzustatten,
der junge Matrose sollte, während der Doktor mit den beiden Gefährten
hinabstieg, zum Schutze Tlavatlis auf der Pinasse bleiben. Justus wollte
vor allen Dingen untersuchen, ob es möglich sei, die Statue, die herrlichen
Sockel, die Sphinxe und den Bronzestuhl durch das Loch im Dache empor
winden zu können, denn diese wertvollen Kunstgegenstände sollten auf jeden
Fall geborgen werden; später wollte Justus dann sehen, ob sich von dem
vielen Gold nicht auch noch ein gut Teil retten ließ, denn auch seinen
Leuten gedachte er mit Tlavatlis Erlaubnis, deren Eigentum ja alles war,
etwas von der Beute zukommen zu lassen. Er, der Ahnungslose, freute
sich schon jetzt darauf, viele glücklich machen zu können.
Nach genauen Messungen, die man vornahm, wurde festgestellt, daß
nur die Statue frei ans Tageslicht befördert werden könnte, für die übrigen
Kunstwerke indessen die Öffnung um einen halben Meter nach beiden
Durchmessern erweitert werden müßte. Zu dieser schweren Arbeit hatte
Justus vorläufig nicht Zeit noch Lust, sie mußte aufgeschoben werden.
Bald stieg Justus mit seinen Begleitern nach oben. Schon als er
sich dem Ende des Zylinders näherte, vernahm er Tlavatlis tiefes Lachen
und hörte sie sprechen, kaum aufgetaucht, rief sie ihm in recht gutem Alt-