Full text: Kinder- und Hausmärchen (3)

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schuldigen läßt. Das Buch kam deshalb zu Rom 1608 in das Verzeichnis 
der verbotenen Schriften, und anderwärts ward eine abgekürzte 
und gereinigte Ausgabe veranstaltet. Von jenem Schmutz find in 
dessen die Märchen ziemlich frei, wie sie ohnehin den besten Theil des 
ganzen Werks ausmachen. Straparola hat sie, wie es in der Vor 
rede zu dem zweiten Bande (vor der 6ten Nacht) heißt "aus dem 
Munde zehn junger Fräülein aufgenommen' und ausdrücklich er 
klärt daß sie nicht sein Eigenthum seien. Die besten literarischen 
Nachweisungen liefert eine deutsche Übersetzung (Die Nächte des 
Straparola von Caravaggio Wien 1791. 8. zwei Theile), in deren 
Vorrede nemlich eine Abhandlung über Straparola aus dem hand 
schriftlichen Nachlasse des gelehrten Mazzuchelli zur Fortsetzung seines 
großen Werks ist abgedruckt worden; zugleich findet man daselbst, 
was Quatrio in seiner Geschichte der Poesie und andere über ihn 
sagen. Wegen der Ausgaben und Übersetzungen ist nachzusehen 
Bartol. Guinlia delle novelle italiane in prosa bibliografia (Florenz 
1835) S. 460 folg, und Eberts bibliogr. Lerikon. 2, 847. Wahr 
scheinlich gab es im 16. Jahrh, von Straparola eine deutsche Über 
setzung, da Fischart im Gargantua S. 7 "des Straparola Histoiren' 
anführt. Einer solchen von 1679. 8 gedenkt Bretschneider in der 
Ankündigung einer neuen Ausgabe des Gargantua. Einen Auszug 
von den Märchen zu geben, ist unnöthig, da sie durch eine 
gute, jene, ohnehin nur die sechs ersten Nächte enthaltende Wie 
ner weit hinter sich lassende Übersetzung mit fleißigen und schätzbaren 
Anmerkungen von Friedr. Wilh. Val. Schmidt (Märchen - Saal. 
Erster Band. Berlin 4817) sind zugänglich gemacht worden. 
Schade, daß er eine castrierte Ausgabe (Venedig 1608), ohne dies 
zu wissen, gebraucht hat. Wir begnügen uns also damit, die Mär 
chen in der Ordnung des Originals, die Schmidt nicht beachtet, an 
zuführen und blos die bei ihm fehlenden im Auszuge mitzutheilen. 
Wir haben die vollständige Ausgabe (Venedig 1373) vor uns und 
eine franz. Übersetzung (Lion 1611, von Mazzuchelli nicht gekannt), 
die damit übereinstimmt und insoweit noch vollständiger ist als bei 
ihr die furge Vorrede zu dem zweiten Bande nicht fehlt. 
I, 4. Die drei Verbote des Vaters. Schmidt S. 70. 
2. Der Gauner. Er löst drei Aufgaben. Zuerst stiehlt er dem 
Probst das Bett, auf dem er liegt. Dann führt er das Pferd 
weg, auf dem der Stallknecht sitzt, ohne daß es dieser merkt.
	        
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