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Der Zaunkönig und der Gär.
Aus Zwehrn. Ein schönes in den Kreis von Reinhart Fuchs
gehöriges Thiermärchen. Zaunkönig, Sperling und Meise drücken
eine Idee aus, die kleine List siegt über die große, und darum muß
selbst das ganze, vom Fuchs angeführte Thicrgeschlecht dem kleinen
Geflügel weichen, wie im Märchen vom Gevatter Sperling (Nr. 38)
der Fuhrmann dem Vogel. Der Zaunkönig ist der herrschende, weil
die Sage das kleinste wie daö größte als König anerkennt. Dies
ist wieder der Gegensatz der listigen Zwerge zu den plumpen Riesen,
wie man schon zwerghaften kleinen Leuten den UnnamenZaunschliffer
zu geben pflegt. Ähnlich wird in Tuhti Nameh (Fabel 8, bei Jken
Nr. 32) das mächtige Thier von dem kleinen bestraft Ein Ele
phant wirft einem Sperling die Eier aus dem Nest, indem er sich
an dem Baum, worauf jenes gebaut war, heftig reibt. Der Vogel
verbindet sich mit einem andern, Langschnabel genannt, einem Frosch
und einer Biene zur Racke. Die Biene setzt sich dem Elephant ins
Ohr und quält ihn durck Sumsen so lange bis er wüthend wird.
Dann kommt Langschnabel und bohrt ihm mit dem spitzen Schnabel
die Augen aus. Einige Tage nachher, als der blinde Elephant von
Durst gequält vor einem Abgrund steht, fangt der Frosch an zu qua
ken, der Elephant meint es sei ein Teich da, und stürzt sich hinab.
Verwandt ist der Krieg der Wespen und Esel bei Barachja Nikdani
(Wolfs Zeitschrift 1,1) unddas Negermärchen bciKölle von dem Hahn
undElephant (Nr.7). Zu vergleichen ist auch der alte Sultan Nr. 48
und der Krieg zwischen den Thieren auf der Erde und in der Luft
nach der Erzählung der siebenbürgischen Sachsen bei Haltrich Nr. 43.
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vom süßen Ötrei.
Aus Hessen. Einmal die uralte Fabel vom Krüglein das nie
versiegt, und das nur die reine Unschuld in ihrer Gewalt hat; zu
vergleichen ist die indische Erzählung von dem Kochtopf, in den man