Full text: Kinder- und Hausmärchen (3)

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und es will nicht essen, wenn sie ihm nicht vorlegt; so gewinnt sie es 
allmälig recht lieb. Einmal wünscht sie zu wissen wie es daheim 
ihrem Vater und ihren Schwestern gehe. Das Thier führt sie vor 
einen Spiegel, da erblickt sie ihren Vater wie er krank liegt aus 
Kummer über sie, und ihre Schwestern die weinen. Das Herz wird 
ihr schwer und sie bittet das Thier nach Haus gehen zu dürfen. *Ja', 
sagt es, "doch versprich mir in acht Tagen wieder hier zu sein'. Das 
thut sie und eilt heim zu ihrem Vater, aber der Kummer hatte schon 
zu sehr an seinem Herzen gefressen, so daß er, nachdem er noch die 
Freude gehabt sie zu sehen, stirbt. Da trauert sie und weint, und 
als sie an das Thier denkt, sind längst acht Tage herum. Sie eilt 
ängstlich hin, wie sie ankommt ist alles verändert, die Musik still, 
das Schloß ganz mit schwarzem Flor behängt und der Sommergarten 
von Schnee bedeckt. Das Thier selbst ist fort, sie sucht es aller 
Orten, aber sie kann es nicht finden. Voll Leid darüber geht sie in 
den Garten und sieht einen Haufen Kohlhäupter, die sind schon alt 
und faul. Sie legt sie herum und wie sie ein paar umgedreht hat, 
sieht sie ihr liebes Thier unten wie todt liegen. Sie lauft, schöpft Was 
ser und gießt das über es hin, da erholt es sich, springt auf und ver 
liert seine alte Gestalt, so daß ein schöner Königssohn vor ihr steht. 
Nun ist alles in Freuden, der schwarze Flor wirb abgerissen, die 
Musikanten spielen, der Sommergarten blüht wieder, und beide 
feiern ihre Hochzeit. Eine dritte Erzählung ist aus dem Hanöveri- 
schen. Eines Königs drei Töchter werden krank und um zu genesen, 
sollen sie Wildpret essen. Der Jäger wird in den Wald geschickt, 
kann aber nirgend ein Stück finden. Da sieht er zuletzt einen Raben, 
und weil er denkt "das ist auch Wildpret', legt er an, der Rabe aber 
ruft "Jäger, schieß nicht, denn wo du mir eine von den Königs 
töchtern versprichst, will ich dir Wild verschaffen, so viel du ver 
langst'. Der Jäger geht und meldet es dem Könige, der spricht 
'du kannst's dem Raben immer versprechen, gehalten brauchtS doch 
nicht zu werden'. Der Jäger verspricht also dem Raben die Königs 
tochter, der ihm Wild herbeijagt, so viel er schießen will. Die drei 
Königstöchter essen davon und werten gesund. Es wird ein großes 
Fest angestellt. Abends, wie ein Fenster offen ist, kommt der Rabe 
herein und verlangt die versprochene Braut. Der König will sie 
nicht geben, doch sagt er endlich "ich will meine Töchter fragen ob 
eine Lust hat deine Frau zu werden'. Die älteste und die zweite
	        
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