Full text: Die Flucht im Automobil nach Italien und Deutschostafrika

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sie einen nach dem andern in die Glut warf, ward ihr der Besuch des 
jungen Brautpares gemeldet. So legte sie denn den Rest in ihre Lade 
zurück und verschob seine Vernichtung. 
Als Ernst von der Eichenstraße zurückkehrte, kamen ihm Kurt und 
Amalie Arm in Arm entgegen. Er erfuhr, Knittel hatte seinen: Patchen 
eine furchtbare Szene gemacht, sie hatte sich verteidigt, war schließlich 
von ihm verstoßen und aus der Wohnung gewiesen und in ihrer Not 
zu Kurt gelaufen, der an Knittels Zorn schuld gewesen, und Kurt hatte 
sie beruhigt, versprochen, sich ihrer anzunehmen, und war nun mit ihr 
unterwegs, um ihr eine passende Unterkunft zu suchen. 
Man traf Ilse und erfuhr, die Alte vom Katzenschlosse war im 
Laufe des Vormittags zurückgekehrt, hatte die Spuren des zweinächt 
lichen Festes entdeckt, die Stütze sofort entlassen und ihr ein Zeugnis 
ansgestellt, mit dem sie bei keiner Herrschaft anzukommen hoffen durfte. 
Infolge des Zeugnisses hatte sich Ilse auch mit ihrer Mutter über- 
worfen, und da sie gegen den strikten Befehl, von Konrad abzulassen, 
standhaft geblieben, war sie von Frau Jamm verstoßen worden. Konrad 
aber hatte im Druselturm erwirkt, daß er künftig bei Heinrich und 
Ilse bei der Türmerin wohnen dürfe. 
Nun nahm Ilse die drei mit in den Turm, und Amalie erwirkte 
durch Schmeicheleien, daß auch sie im geräumigen Schlafgemach der 
Türmerin bleiben durfte. 
Bei Heinrich traf man Konrad, der mit ihm um die Wette Wall 
nüsse und Apfelsinen verzehrte, und dem Schuldengrafen, weil er seine 
Ilse in die Wange gekniffen habe, zur Rede zu setzen drohte. 
Kurt händigte ihm die von Ernsts Großvater übergebenen zwei- 
hnndertfünfzig Mark aus, Konrad gab sie Ernst und dieser bot ihm die 
Hälfte davon zurück. Konrad Fei jedoch nahm nur fünfzig an und 
sagte: „Ich danke Dir, Ernst. Nun kann ich mir wenigstens meinen 
Kanarienvogel wieder kaufen! Lest die Zeitung: die verflixte Polizei 
will ihn heute samt meinen Kunstwerken, alles, was ihr in die Hände 
gefallen ist, versteigern." 
„Du kannst ihn," warf Ernst ein, doch nicht selbst von der Ver 
steigerung holen!" 
„Seh ich so dumm aus?" sprach Konrad und warf mit Apfel 
sinenhäuten nach Kaspar, der drunten im Hof stand. 
„Um vier geht die Fahrt los!" rief Kaspar. Man fragte, welche. 
„Kommt herunter!" antwortetete er. 
Alle außer Heinrich stiegen hinab und wurden in Albts Weinstube 
geführt, wo ihnen Kaspar erzählte, daß Fritz bei seinem Onkel tatsächlich 
für die Jtalienfahrt ein nagelneues Automobil zugesagt erhalten habe, 
unter der Bedingung, daß die Künstler, solange sie noch in und um 
Morthausen Probefahrten unternähmen, und später nach der Rückkehr 
durch eine Reisedichtung mit Bildern für seine Fabrik Reklame machen 
würden. „Um vier neue Probefahrt!" schloß Kaspar und strich die 
feuerrote Geniesträhne über die Stirn. 
Wirklich fuhren Kaspar, Otto, Fritz und Ernst um vier Uhr in
	        
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