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durch Knurren und Fauchen ihre Raubtierwildheit und ihren Zorn recht
deutlich merken. Sie wurden nur um so toller verfolgt, am schlimmsten
von Paul, der einem großen funkeläugigen schwarzen Kater keine Sekunde
Ruhe ließ, bis er ihu in einein Winkel einznfangen hoffte. D.r Kater
aber, der vor Pauls krankem Auge, das iu allen Farben prangte,
wirklich Entsetzen zu haben schien und glaubte, Paul wolle ihm den
Garaus machen, sprang, als er sich eingeschlossen sah, in seiner Todes
angst dem Heilkünstler direkt ins Gesicht und zerkrallte ihm die Nase
und das gesunde Auge derart, daß er verbunden und wie ein Blinder
hinabgeführt werden mußte.
Als er von Ernst und Schengle in den Speisesaal geführt wurde,
fand man dort das Prinzeßchen und den Rhetor — Mund an Mund.
Kaum sah Schengle dies, als er Paul in Ernsts Armen ließ, auf das
Paar zustürzte, Philipp Ölen packte und mit seinen herkulischen Armen
hochhob und, seiner Vernunft nicht mehr mächtig, ihn direkt durch die
eine Saaltür hinaus auf den Hausflur warf.
Ol brach zusammen, man hob ihn auf, aber er ließ den rechten
Arm wie gelähnck herabhängen und stöhnte, als habe er alle Knochen
zerbrochen. Schengle war kaum zu beruhigen, er raste und drohte seiner
Frau und dem Nebenbuhler mit Tod und Teufel.
Obgleich so das überaus heiter begonnene Fest mit schrillen Disso
nanzen endete, konnte sich doch die Köchin Jette nicht enthalten, alle
Beteiligten auf den folgenden Abend zur Fortsetzung einzuladen, die
viel amüsanter werden müsse.
Die Uerbrechet - .
Als Ernst gegen Mittag nach einem tiefen Schlafe Kurts afrikanische
Stube verließ, traf er den ganz „verkaterten" Albt, der auch deshalb
in keiner fröhlichen Stimmung war, weil die neue Eingabe an den
Stadtrat abschlägig beschieden und überhaupt endgültig beschlossen war,
den alten Turm als Wahrzeichen der Stadt Morthansen zu erhalten
und deshalb sogleich den vom Blitz verursachten Riß auszuflicken.
Während Ernst weiterging, zog sich Kaspar Albt in die Weinhand
lung zurück, und ein unheimlicher Geist raunte ihm unaufhörlich zu, er
möge eines schönen Tages den alten Druselturm in Brand stecken, die
flinke Feuerwehr rette ja sicher alle Bewohner, und wenn der Alte erst
ausgebrannt, wohl gar dabei zusammengestürzt sei, werde kein Mensch
mehr an Reparatur deuken und ihnen bereitwilligst die Ruine zum An
kauf überlassen. Besonders hatte es Kasparn gekränkt, daß der Stadtrat"
in seinem Bescheid ausführlich angeführt hatte, Albt junior habe ja selbst
den: Turm ein recht langes, „ein noch vielhundertjährig" Leben ge
wünscht. Dafür wollte sich Kaspar rächen.
Unterdessen hatte sich Philipp Ol, dessen rechter Arm mit dem
zerbrochenen Röhrenknochen vom Arzt in Gyps gebracht worden war,
zu Fritz Geock aufgemacht. Er traf den Freund in Gesellschaft vieler
vornehmer Damen und Herren an der Seite Gretchen von Dasdorffs,