Full text: Die Flucht im Automobil nach Italien und Deutschostafrika

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„Nun aber rasch zu den Kostümen!" rief Konrad Fei. Die Freunde 
wurden auf den Hausflur geführt, wo sieben große Schränke standen 
Die schloß nun Ilse der Reihe nach aus, ltitb die Künstler wußten 
sich vor Erstaunen lange nicht zu fassen: Die alte Freifrau hatte 
hier allerdings seit drei Generationen alle erdenkbaren Haus- und 
Festkleidungsstücke der Damen und Herren ihres Hauses aufbewahrt: 
Mädchen- und Frauenroben in Samt und Seide, utit Schleifen und 
Brüsseler Spitzen, Atlasschühchen, gestickte Gürtel, Fächer und Hand 
schuhe, Uniformen von Fähnrichen und Kadetten, von Jnfanterie- 
und Kavallerieoffizieren bis lstnauf zu den Galaröcken voll Gene 
rälen und Admirälen, Fracks und feinste Westen, und vor allem eine 
Fülle der interessantesten Maskensestkostüme und Hüte und Helme 
aller Arten! 
Die Ausrufe des freudigen Staunens über den Reichtum, die 
Mannigfaltigkeit, den auserlesenen Geschmack in den Zusammenstellun- 
gen nähmen kein Ende. Man probierte auf der Stelle das nub 
jenes an, und auch hier ließ sich wieder bestätigen, daß wer die 
Wahl, auch die Q.ual hat. Als Ol Jetten plötzlich von hinten mit 
einenl Admiralsmantel und einer Narrenkappe versehen hatte, gab 
es nicht mehr Gelächter, als wie, wenn Carlo Scheuche mit Fächer, 
Muff, Boa, und Spitzenüberhang und mit einem federumslatterte» 
Feldmarschallshelm gravitätisch durch die Gartensäle schritt. 
Unter Scherzen, Anregungen und Verabredungen flogen die 
Stunden, und es war weit über Mitternacht, als lnan noch vor 
dem Verlassen des Hauses den hohen Dachboden bestieg, um den 
Katzen, die dem Hause den Namen gaben, noch einen kürzen Besuch 
abzustatten. Auch hier wurden die Erwartungen erstaunlich über 
troffen: gegen drei Dutzend Katzen in allen Farben und Größen 
bevölkerten das geräumige Dachgeschoß, fauchten, schnurrten, miauten 
durcheinander, balgten und kratzten sich 
Die Maler verabredeten sich, die schönen Geschöpifchen zu konter 
fein, falls die Alte noch einige Zeit ausbliebe und sich die Automobil 
reise nach Italien, wie zu erwarten war, noch mehrere Tage hinzöge. 
Paul traf die Vorkehrung, daß die Damen schon um acht Uhr 
durch die Gartentür eingelassen würden, damit Zeit zürn ruhigen 
Auswählen der Kostüme, sowie zu etwaigen raschen Veränderungen 
bliebe. Die Weine sollten von Albts gekauft werden, Kaspar sollte 
sie irr den Bärenkeller schaffen lassen, von wo aus jeder Künstler 
zwei Flaschen unterm Mantel ins Katzenschloß schaffen würde. 
Die resolute Jette erklärte, ihre Schwester und ihren Schatz 
Wilhelm, der schon Gefreiter sei, bereits eingeladen zu haben. 
Endlich trat die Versammlung, wieder durch den Garten, heimlich 
beit Rückzug an. Auf dem Heimwege erzählte Kurt Knitteln, mit 
dem er zufällig ging, daß Ernst sogar von der Freiin Theodora von 
Room eine poetische Epistel und ein Rätsel erhalten habe und daß 
sie ihm möglicherweise zu dem Taler auch noch sich selbst schenken 
werde. Knittel hörte gespannt zu, wußte es dann so einzurichten,
	        
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