44
„Nun aber rasch zu den Kostümen!" rief Konrad Fei. Die Freunde
wurden auf den Hausflur geführt, wo sieben große Schränke standen
Die schloß nun Ilse der Reihe nach aus, ltitb die Künstler wußten
sich vor Erstaunen lange nicht zu fassen: Die alte Freifrau hatte
hier allerdings seit drei Generationen alle erdenkbaren Haus- und
Festkleidungsstücke der Damen und Herren ihres Hauses aufbewahrt:
Mädchen- und Frauenroben in Samt und Seide, utit Schleifen und
Brüsseler Spitzen, Atlasschühchen, gestickte Gürtel, Fächer und Hand
schuhe, Uniformen von Fähnrichen und Kadetten, von Jnfanterie-
und Kavallerieoffizieren bis lstnauf zu den Galaröcken voll Gene
rälen und Admirälen, Fracks und feinste Westen, und vor allem eine
Fülle der interessantesten Maskensestkostüme und Hüte und Helme
aller Arten!
Die Ausrufe des freudigen Staunens über den Reichtum, die
Mannigfaltigkeit, den auserlesenen Geschmack in den Zusammenstellun-
gen nähmen kein Ende. Man probierte auf der Stelle das nub
jenes an, und auch hier ließ sich wieder bestätigen, daß wer die
Wahl, auch die Q.ual hat. Als Ol Jetten plötzlich von hinten mit
einenl Admiralsmantel und einer Narrenkappe versehen hatte, gab
es nicht mehr Gelächter, als wie, wenn Carlo Scheuche mit Fächer,
Muff, Boa, und Spitzenüberhang und mit einem federumslatterte»
Feldmarschallshelm gravitätisch durch die Gartensäle schritt.
Unter Scherzen, Anregungen und Verabredungen flogen die
Stunden, und es war weit über Mitternacht, als lnan noch vor
dem Verlassen des Hauses den hohen Dachboden bestieg, um den
Katzen, die dem Hause den Namen gaben, noch einen kürzen Besuch
abzustatten. Auch hier wurden die Erwartungen erstaunlich über
troffen: gegen drei Dutzend Katzen in allen Farben und Größen
bevölkerten das geräumige Dachgeschoß, fauchten, schnurrten, miauten
durcheinander, balgten und kratzten sich
Die Maler verabredeten sich, die schönen Geschöpifchen zu konter
fein, falls die Alte noch einige Zeit ausbliebe und sich die Automobil
reise nach Italien, wie zu erwarten war, noch mehrere Tage hinzöge.
Paul traf die Vorkehrung, daß die Damen schon um acht Uhr
durch die Gartentür eingelassen würden, damit Zeit zürn ruhigen
Auswählen der Kostüme, sowie zu etwaigen raschen Veränderungen
bliebe. Die Weine sollten von Albts gekauft werden, Kaspar sollte
sie irr den Bärenkeller schaffen lassen, von wo aus jeder Künstler
zwei Flaschen unterm Mantel ins Katzenschloß schaffen würde.
Die resolute Jette erklärte, ihre Schwester und ihren Schatz
Wilhelm, der schon Gefreiter sei, bereits eingeladen zu haben.
Endlich trat die Versammlung, wieder durch den Garten, heimlich
beit Rückzug an. Auf dem Heimwege erzählte Kurt Knitteln, mit
dem er zufällig ging, daß Ernst sogar von der Freiin Theodora von
Room eine poetische Epistel und ein Rätsel erhalten habe und daß
sie ihm möglicherweise zu dem Taler auch noch sich selbst schenken
werde. Knittel hörte gespannt zu, wußte es dann so einzurichten,