Full text: Die Flucht im Automobil nach Italien und Deutschostafrika

Zweiter Teil. 
In Rom. 
Endlich, endlich in Rom! Wirklich und wahrhaftig! Vor zwei Wochen 
hätte Ernst es noch für unmöglich gehalten, damals, als die 
Künstler arretiert wurden, und nun fuhren sie mit ihrem eleganten, 
funkelnagelneuen Automobil in die ewige Stadt! Der Tiber rauschte, 
die Kuppel der Peterskirche leuchtete, das Kolosseum ragte hoch in den 
tiefblauen Himmel hinauf! Ueberall die wunderbarsten Reste der antiken 
und mittelalterlichen Glanzzeiten! — Vor acht Tagen waren die Freunde 
über den großen St. Bernhard gefahren, dann hatten sie Venedig und 
Mailand im Fluge erreicht. In Mailand hatte Schengles reicher Onkel 
fünftausend Mark zur Weitereise geschenkt! Und bald sollte sie das 
Automobil nach Neapel und zum Vesuv tragen! O, es fuhr sich wunder- 
schön! Man ward ein ganz anderer Mensch im warmen sonnigen 
Süden! 
Das Automobil wurde soeben von Fritzens kundiger Hand auf das 
Trümmmerfeld des Forum Romanum gelenkt. „Ist es möglich!?" rief 
Otto und deutete zu drei alten Säulen hinüber, wo fünf Damen lehnten. 
„Ilse! Ilse!" rief Fei, sprang, da der Wagen schon vor den Säulen 
hielt, raus und begrüßte die eine Dame, die wahrhaftig Ilse war, mit 
Hand und Kuß. Ihm nach sprang Knittel, auf eine andere Dame zu, 
die sein „Patchen" Amalie war und das wunderbare Verophon spielte. 
Zwischen Ilse und Amalie aber standen Gretchen von Daßdorff, die 
holde Bona und die Schöne, die Ernsten den Taler zugeworfen hatte. 
Ernst wollte vor allem Gretchen begrüßen, da sprangen jedoch der Lebens- 
künstler Gustav und der Schuldengraf hinter den Säulen vor, jener 
vor Gretchen, dieser vor die Talergeberin. Zu gleicher Zeit kam Bona 
langsam auf Ernst zugegangen. Knittel drohte ihr und rief lächelnd: 
„Kind, Kind!" Da ward es Ernst ganz warm ums Herz, er kam sich 
wie neugeboren vor und breitete, ohne sich viel zu besinnen, die Arme 
aus — und Bona flog an seine Brust! Ernst jauchzte. 
„Na, Du bist wohl schon in Italien?" sagte plötzlich Kurt hinter 
ihm. „Allerdings!" antwortete Ernst, — schlug die Augen auf und — 
lag - - in Kurts afrikanischem Zimmer in Morthausen! 
„Du mußt ja im Traum etwas ganz unglaublich Schönes gefunden 
hab.n," meinte Kurt, indem er sich seine Haare kämmte. „So habe ich 
Dich noch nie jauchzen hören. Na, heute Abend im Bärenkeller mußt 
Du es uns genau und haarklein erzählen und uns mit Deinen Er- 
fahrungen beistehen, wenn wir die Reiseroute festlegen."
	        
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