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bedachte, welch einen Auflauf der Zug iu der braven Stadt machen
mußte.
Das Aufsehen, das der seltsame Zug machte, ward größer, als Fritz
geahnt hatte. Man kam mittags, gerade nach Schul- und Fabrilschluß,
in Morthausen an und Hunderte von Schülern und Schülerinnen,
Arbeitern und Arbeiterinnen schlossen sich dem seltsamen Transport an,
sodaß zuletzt noch mehrere Schutzleute vorausschreiten und Ruhe und
freie Bahn gebieten mußten. Die elektrischen Straßenwagen »rußten
halten, alle Fenster waren mit Menschen besetzt, alle Passanten blieben
stehen, unter ihnen der Glasspieler Knittel, der sein „Patchen" angehenkelt
führte. Kommerzienrat Geock traute seinen Augen nicht, als er zufällig
gerade übern Markt ging, er glaubte anfangs allen Ernstes es sei
Revolution ausgebrochen. Voran zogen Kinder und Arbeiter, dann
ein Ring von Schutzleuten, in dessen Mitte die drei verlumpten Ver
brecher, die zwei Männer und das Weib, gingen; dahinter, ebenfalls ge
kettet, schritten der blutrünstige Otto Schönkerl und der verbundene
Pank Straben, beide in Schlammkrusten; darauf folgten Kurt Gron und
Ernst Anderst, hinter denen die Wachtmeister, der eine auch schlamm-
bedeckt, der andere mit den vier Künstlerstöcken, lind dahinter Hunderte
von Schulkindern und Arbeitern.
Der wunderliche Gefangenentransport verschwand im Polizeigebäude.
Der Menschenauflauf ward aber nur immer größer, und Kommerzienrat
Geock konnte sich kaum Bahn brechen, als er dem Gebäude zusteuerte,
um nach seinem Neffen Fritz und dein Automobil zu fragen. Knittel
jedoch sah sein „Patchen" an, schüttelte den grauen Kopf und sagte:
„Wir haben ja nette Bekanntschaften gemacht, Schatz! Die scheinen ans
Jahre hinaus verschwinden zu wollen. Eine „geschlossene Gesellschaft"
bilden sie nun schon."