Full text: Die Flucht im Automobil nach Italien und Deutschostafrika

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Hitr mit ben Achseln zucken. Ol jedoch, der sonst zumeist ivegen seiner 
mageren Börse mit seinen Ausgaben knauserte, bestellte sich heute zur 
allgemeinen Verwunderung einen delikaten Braten mit Nachspeise. 
Während des Essens zog er einen Brief aus der Tasche, lind lies; ihn 
im Kreise wandern. Er war von Konrad Fei, der angab, er sei den 
Polizisten doch entwischt und, während jene beim Laufen im Regen 
ansgeglitten seien, entkommen — wohin, das sagte er nicht — er werde 
aber im Stillen Vorbereitungen treffen für das Fest im „Katzenschlosse". 
Ol behauptete, auch nicht zu wissen, wo Konrad stecke. 
Bona hatte von weitein zugehört. „Er wird ja steckbrieflich ver 
folgt", sagte sie jetzt und brachte die neueste Nummer des Morthäuser 
Anzeigers, worin denn thatsächlich das Polizeipräsidium jedermann auf 
forderte „den Aufenthaltsort des Akademikers Konrad Fei" anzuzeigen. 
Unterdessen war auch der Kammermusiker Knittel mit Eisernem 
Kreuz, „Pathchen", Humpen und Verophon gekommen, und Ernst fiel 
wiederum eine gewisse Aehnlichkeit zwischen Knittel und Bona ans, nur, 
das; Bona ein siel feineres Profil ivie jener hatte. 
Jemehr Ernst die Beiden verglich, um so schöner kam ihm das 
junge Mädchen vor, das still, aber aufmerksam den Gesprächen und 
vor allem Knittels wundersamem Glasspiel folgte, und nach und nach 
schien ihm das holde Köpfchen geradezu aristokratische Züge zu haben. 
Ans dem späten Nachhausetvege fragte er Kurt auf eine unauffällige 
Art nach den Berwandschaftsverhältnissen der Bewohner des Bärenkellers. 
Kurt lachte auf. „Daraus", sagte er, „bin ich nie ganz klug geworden. 
Wenn ich nicht irre, sind Ilse und Käthe Schwestern — Bona jedoch? 
nein, die ist ihre Schwester nicht, sie hat ja auch ein ganz andres 
Gesicht; ich glaube, Bona soll Ilses und Käthes Kousine sein". — 
Ernst schüttelte den Kopf, sagte aber nichts dazu. 
In der Rutomobilfabrik. 
Die Antomobilfabrik des Kommerzienrats Hugo Geock umfaßte 
ein kleines Straßenviertel für sich. Schon von weitem hörten die 
Künstler, als sie unter Fritzens Führung sich näherten, ein unaufhörliches 
Getöse, Hämmern, Rollen, Zischen, Drohnen, und die mächtigen Essen 
bliesen dicke Rauchmassen über Morthausen hin. 
Den Eintretenden wurde der Lärm betäubend, sodaß Fritz anfangs 
nicht mehr durch Worte, sondern durch Winke führte und erläuterte. 
Dann aber kam der Herr Kommerzienrat selbst, ließ sich gnädigst die 
Künstler vorstellen und geleitete sie in einen stillen Saat, wo die herr 
lichsten Automobile blitzblank neben und hintereinander auf Käufer 
warteten. Schon waren die Künstler in der Erwartung eines solchen 
neuen Kraftwagens seelenvergnügt, als plötzlich der Fabrikant sie bat, 
ihm in den Nebenraum zu folgen. Dies war ein alter schmutziger 
Schuppen, in dem ausrangierte, veraltete oder fehlerhafte Automobile 
standen. Vor einem derselben machte Kommerzienrat Gevck Halt und 
bot es den Künstlern für die italienische Reise zur freien Benutzung 
an. „Natürlich", fügte er hinzu, „Speisen müssen Sie es schon selbst",
	        
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