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Kraftzeug sie kaufe. Feruer lade er selbst hiermit die Freunde eiu auf
morgen zu einer Probefahrt mit einem Automobil, welches fein Onkel
Hugo den Künstlern zur Jtalienreise leihen wolle.
„Hurrah!" rief Paul.
„Eigentliche, sprach Fritz, „bist Du ja gar kein Künstler!"
„Oho!" rief Paul.
„Da wär ich doch gespannt?!" forschte Fritz.
„Heilkünstler!" antwortete Paul selbstbewußt und schlug auf seine
begonnene Doktordissertation.
Als Ernst später die beiden verließ, blieb er auf der obersten
Treppenstufe wie angewurzelt stehen: ihm entgegen kam von unten,
offenbar, um Pauls Schwester Emma zu besuchen, völlig unerwartet —
Gretchen von Daßdorfs, die er Jahrelang nicht gesehen und die noch
viel schöner geworden!
Gretchen war nicht minder erstaunt, die Begrüßung ward beider
seits etwas verlegen, Gretchen teilte ihm mit, daß ihr Vater als Oberst
wieder nach Morthausen zurückversetzt worden wäre. Ernst mußte der
seligen Stunden gedenken, darin er von ihren Händen den Epheukranz
empfangen hatte und wo sie auf dem Heimwege im Nebel so innig
Küsse getauscht hatten; das; ihm Emma dann mitgeteilt hatte, Gretchen
habe ihr geschrieben, sie wolle von Ernst nichts mehr wissen, daß kanl
ihm jetzt so eigen vor, als könne es gar nicht wirklich geschehen sein!
Er schaute der Geliebten in die leuchtenden Augen, seine Seele füllte
sich plötzlich bis oben ent mit Liebe und Glück, er konnte sich nicht mehr
halten, umfing und küßte sie, küßte sie immerzu.
Ihr aber traten Thränen in die Augen, sie entwandt sich seinen
Armen und ging ohne Abschied die Treppe hinauf zu Emmas Stube.
Während Ernst das Haus verließ, war es ihm, als habe er soeben
nur recht lebhaft geträumt. So unerwartetes Glück! — Ja, war es
denn wirklich Glück? Hatte sie ihm für seine vielen Küsse nur einen
einzigen gegeben? Und ohne Abschied war sie gegangen! Liebte sie ihn
doch schon früher nicht mehr, hatte Emma doch recht?
Seine Seele verwickelte sich in lauter Fragen, den ganzen Tag
kam er nicht mit sich zur Klarheit und begrüßte es mit Freuden, als
Kurt ihn am Abend aufforderte, mit in den Bürenkeller zu kommen,
wo alle Freunde zu treffen sein würden; hoffte Ernst doch, im an
regenden Gespräch die inneren Fragen vergessen zu können.
Bona schaute mit ihren kindlichen strahlenden Augen zum Fenster
hinaus, grüßte und gab auch Ernst beim Eintritt ihre weiße, schlanke,
weiche Hand.
Schengle saß bereits vor seinem achtzehnten Kruge und schimpfte
auf das lange Ausbleiben der anderen Künstler.. Nach und nach kamen
sie, Fritz, Philipp und Otto, zuletzt Kaspar, der immer hinter Fräulein
Käthchens Schürze herlief, ohne daß die Schöne ihn sonderlich beachtet
hätte.
Fritz sprach wieder auf Philipp Ol ein über Fälschungen, aber Ol
lachte ihn aus und fragte, wie man denn wissen könne, daß die Berliner
Falsifikate gerade aus Morthausen sein müßten. Darauf konnte Fritz