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tutlb. „Ein arabisches Führerschwert," erläuterte Kurt, „es hat e>u paar
meiner braven Leute zerhackt und meinen Scharbani gezeichnet." Dabei
deutete er auf eine breite Narbe über des Schwarzen gutmütigen, klugen
Augen.
Scharbani stieß das Schwert wieder in die Scheide, schnupfte ver
gnügt aus einem Antilopenhorn, riß von der Wand einen Speer, packte
ihn beim kurzen Holzschaft und schwang die breite, ungeheuer lange Spitze,
als wolle er schleudern. Dazu sang er einen gräulichen Kriegsgesang.
Kurt nannte die Waffe einen Wassaispeer und zeigte dem Freunde
in einem Springbocklederköcher stark vergiftete Pfeile. „Ich sage Dir,
Ernst," fügte er hinzu, „wenn man monatelang als einziger Weißer
durch die dämmrigen Urwälder gezogen ist, so tvundert man sich schließ
lich, daß man zwischen den Tier- und Menschenbestien heil durchgekommen
ist, und wenn man das erste weiße Gesicht wiedersiebt, muß man vor
Freude weinen!" --- Leg dich ruhig aufs andere Ohr, ich muß ins
Komptoir, o ich Tor! Wenn wir erst im Automobil fliehn, will ich
über all die kaufmännische Sklavenarbeit Europas aus vollem Halse
lachen!" Mit diesen Worten war er hinaus. Ernst betrachtete auf
merksam Kurts afrikanische Gegenstände, die vielgewundenen Gehörne,
Kriegsbeile, bunte Bastnäpfe, die silbernen und elfenbeinenen Armbänder
und bräunlichen Ngomatrommeln. Indes hatte der Bop Scharbani
im Ofen ein Feuer angezündet und verließ nun grinsend die Stube,
nachdem er noch dem Kasfekn zugerufen: „Wir Fatuma suchen!"
worauf der grüne Papagei unaufhörlich schnarrte: „Fatuma nakupenda
sana!"
Beim Nußknacker und Rlbts.
Bald saß Ernst neben Kurt beim Morgenkaffee und teilte ihm mit,
er befürchtete, sein Chef könnte U)u wegen Kontraktbruchs verklagen, würde
vor allem seinein Vater das Verschwinden heute noch mitteilen und er,
Ernst, käme in eine höllische Klemme, falls die Flucht im Automobil
nach Italien nicht morgen, spätestens übermorgen ausgeführt würde.
Kurt nahm ihm die Besorgnis ab, Ernst's Vater könne unmöglich
seinen Aufenthalt erkunden, auch würde er selbst heute Abend im Bären
feiler, wo sich die Freunde treffen würden, dafür stimmen, daß möglichst
bald Fritz das Automobil zur Verfügung stelle. Ernst erklärte, sobald
sie darin säßen, wolle er seinem Vater benachrichtigen, um die Seinen
nicht in Sorgen schweben zu lassen.
Kurt nickte und sagte: „Ich habe auch noch Neuigkeiten für dich,
du sollst vier Sonderlinge kennen lernen, den Nußknacker, den tollen Fei,
einen Naturmenschen, der jeden dutzt, und den Halbitaliener Schengle.
Und ferner: nur müssen unser Duell noch ansfechten, denn Gretchen
kommt wieder, lvie Emma behauptet."
Ernst bestürmte ihn mit Fragen, aber Kurt eilte hinweg ins Komptoir.
Halbärgerlich ging Ernst in die afrikanische Stube zurück. Kurt hatte
ih»t gestern ans dem Weg voit Ol geraten, sein Drama aus der Mort
häuser Vergangenheit zu vollenden, man könne nicht missen, vielleicht
werde es beim Theater angenommen und bringe viel Reisegeld ein. Als