— ' y
„Fatuma nakupenda sana!“
Den verwitterten Schädel umschlang eine Zebramähne. Ringsum
hingen an der Wand mannshohe Bogen mit Pfeilen über dem Bett, aus
dem Kurt schlaftrunken hervorblickte.
„Guten Morgen, Ernst!" rief er schläfrig gedehnt, „das ist der
Schädel des Halunken, der meinen Boy an der Kehle packte."
Ernst betrachtete erstaunt Kurt Grons Stube, die ihn ganz nach
Deutschostafrika versetzte. Um die Decke zog sich wie ein silbergrauer
Fries eine Riesenschlange, an den Wänden hingen schokoladenbraune
Antilopenfelle mit weißen Flecken, darüber ein Jagdkarabiner, eine Büchs-
slinte, Gnugeweihe, Tropenhelme und die Photographie einer Schwarzen.
„Ist das Deine Fatuma?" fragte Ernst. Ehe aber Kurt nicken konnte,
schnarrte plötzlich aus einer Ecke eine Stimme: „Fatuma nakupenda sana!
Fatuma nakupenda sana!"
„Ja, mein guter Kasseku," sagte Kurt, „wir fahren wieder zur Fatuma,"
und fuhr, zu Ernst gewandt, fort: „Siehst Du meinen kleinen Papagei
dort? Er ruft in seiner Muttersprache, was ich ihm eingeübt habe.
Zu deutsch: Fatuma, ich liebe dich sehr! Man braucht nur den Namen
meiner lieben schwarzen Braut zu nennen, so ruft er sofort. Ach!"
sprach Kurt, sprang aus dem Bett auf eine lange Kokosbastmatte unb
ging über zwei schöngestreifte Leopardenfelle, „ach, hätte ich sie nur nicht
so unerwartet und auf so traurige Weise verloren, ich wäre wohl niemals
wieder aus Afrika zurückgekehrt.!"
„Wie verließt Du sie denn?" fragte Ernst begierig. „Daserzähl
ich nicht gern," antwortete Kurt melancholisch. „Genug, ich verlor sie
an ein und demselben Tage, an dem ich ihren Bruder Scharbani als
Boy annahm, im dichtesten Kalunguurwald. Ein andermal sollst Dn
alles genau erfahren." Kurt gab dem grünen Papagei Zucker und wusch
sich unter ein paar großen braunen Phönixwedeln. Die Tropfen spritzten
- umher aus einen Hyänenschädel mit Straußfederkopsschmuck, auf bunte,
vom indischen Ozean ausgespiene Muscheln und Seesterne, auf dicke
Schildkrötenpanzer und meterlange ausgestopfte Eidechsen. Auf einmal
gurgelte draußen eine fremdländische Mannesstimme: „Bana, Bana!"
Auf Kurts „Herein" trat ein sugendlicher Neger ein, in der Rechten
eine Wasserkaraffe, in der Linken einen Aufwascheimer, und gurgelte:
„Guten Morgen, Bana!"
„Scharbani," sagte Kurt, „das ist der Bana Anderst. Bediene ihn
ja gut!"
Der Schwarze fletschte mit den Zähnen und gurgelte: „Bana Anderst!
Bana Anderst kommt mit in unser schönes Land! O schönes Land, Bana
Anderst!" Zugleich goß er Waschwasser ein, gab dem Papagei frisches
Wasser mtb sprach mit ihm in ihrer Muttersprache, wobei der Kasseku
oft seinen Rnf „Fatuma nakupenda sana" wiederholte.
„Wir Fatuma wiederholen," gurgelte Scharbani, erfaßte an der
Wand zwischen gelben Seidenquasten einen echtarabischen, mit Silber
ausgelegten Elfenbeinschwertgriff, zog ans der schwarzen, mit Goldfiligran
übersponenon Scheide eine schmigsame Damaszenerklinge und schwang sie