Full text: Kultur der Geselligkeit; Intimes Musizieren; Ausklang; Harry de Garmo in memoriam (Band 3, Teil 2)

einem künftigen berufenen Gesangs-und Vortragskfknstler vorbehalten>der 
ahnlicn wie einst Lugen Gura und andere sich die Mühe gibt, in den Geist 
:,oewe scher Balladen tiefer einzudringen » denn mit einem nur oberfläch 
lichen Bexassen mit diesen nicht immer leicht zu interpretierenden Ton 
schöpf ungen wird dies kaum gelingen,, 
^n könnte sich versucht fühlen zu fragen »warum ein Jesangsdilettant* * 
■vie ich es bin, sich in so erschöpfender Weise an seine Kunsterlebnisee 
erinnert und an dieselben so ins Einzelne gehende aesthetisehe Ausführun-j 
gen knüpftMich auf eigne Erfahrungen stützend möchte ich’ behaupten 
dass wohi fast jeder Mensch erst durch den Gesang zur Musik hingeführt 
wird und je nach der Intensität seiner Erlebnisfähigkeit später -viel 
leicht ganz unbewusst - die absolute Musik durch Wertungenider Töne und 
ühythmen , die er durch den Jesang gewonnen hat ,interpretiert . Mir weni£«" 
^ ucno ist es so gegangen • Rückblickend kann es mich heute* nur mit Genui?— 
ohuung ertüllen- ,uass ich stets ein erlebnisfähiger Mensch war und bis 
ins hohe Alter geblieben bin , ein Mensch »dessen noch nicht im Mechänis- 
mus des Alltags erstickte Seele in der Musik sich den Sinn und den Ge 
schmack für das Brio und.die Schönheit der Melodie erhalten hat . 
Zum musikalischen Erlebnis und zur Erwerbung einer tieferen Musikkultur 
- wofür man allerdings schon einige Mühe aufwenden muss - führt nur das 
Selbstmusizieren im kleinen Kreisejchne Anspruch auf die Öffentlichkeit, 
nur geleitet von dem Wunsche »durch die Leistung nichts Anderes erzielen ■ 
zu wollen als den eignen u enuss . Durch Nichts ist daher der Wert des 
häuslichen Musizierens zu ersetzen . 
^eine Erinnerungen an das anspruchslose intime Musizieren mit meinen 
musikalischen Freunden— und zwar mit der gemeinsamen reinen Freude am 
Werk - waren es mir wohl wert in dieser Niederschrift festgehalien zu 
werden . Auch in mir - wie wohl bei den meisten Menschen - schlummerten 
einige schöpferischeFähigkeiten »die ich mit der Kraft der bewegten See- 1 
ie mittels der fesangstirame und durch innige Hingabe an das musikalische h 
Kunstwerk zur Geltung zu bringen suchte . Jedenfalls durfte ich mich abei 
wohl zu jenen Musikdilettanten »deren Ehrgeiz oft grösser ist als ihre 
künstlerische ^raft und die sich dann gern in der Öffentlichkeit breit 
machen »ohne dafür eigentlich besonders berufen zu sein »nicht zählem. 
^abe ich auch in meinem Leben die eben gekennzeichneten Musikdilettante'n 
kennen gelernt und mich über den bei ihnen ,orhandenen Mangel an Selbst- ‘ 
kritik genug gewundert »so verbietet es mir doch die Diskretion«,mich mit 
zu befassen . Aber dass es schon vor mehr als zweitausend Jah— 
jeder Selbstkritik entbehrende Musikdilettanten gegeben haben 
soll »das hätte ich nicht geglaubt »wenn ich nicht ein vernichtendes Ur 
teil über einen solche^ bei einem bekannten Geschichtsschreiber a er 
tlice gefunden hätte • Meinen gütigen Eggern möchte ich daher nicht vor- l 
enthalten^was der Geschichtsschreiber der römischen Kaiser S u e t o n 
uns über den auch Sonst nicht gerade in gutem Andenken stehenden Kaiser 
e r o als Musikdilettanten hinterlassen hat »ohne mich natürlich für 
die Wahrheit des in höchst 
bürgen , 
... n ^Er trug - so. schreibt Sueton über Nero- auf dem Rücken liegend 
sine Tafel von £lei auf der Brust »reinigte sich durch Brechmittel »ent 
hielt sich des Genusses von Obst und der Stimme schädlichen Speisen * 
Er wählte junge"Eeute aus dem Ritterstand und über 5ooo ‘der handfesten 
jungen Burschen aus dem Volke aus,die in Banden eingeteilt »die verschie 
denen Arten der Beifallsbezeugung~ das sogenannte M Bienensummen " »den 
Hohlsiegelton " und den "Topfschail "sich einstudieren und ihnnwenn 
ihnen hier 
ren soiche 
origineller Form gegebenen Berichts zu ver- 
sang ? ihre Dienste leisten mussten. . So oft er sang 
tore'geschlossen und das Theater selbst durfte auch 
Wendigkeit nicht verlassen werden . Manche Frau sei 
Schauspiele niedergekommen und viele Männer ,£ie es 
hören und zu bewundern »hätten sich tot gestellt ,um 
Ibus der 
Iber und 
er 
»wurden die Stadt- 
bei dringendster Not- 
daher während der 
satt waren »ihn zu 
sich als ^eichen 
Stadt tragen zu lassen . Er litt im höchsten Grade an Lampen.fie- 
fürchtete die Kritik »anerkannte aber natürlich nur die lobende
	        
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